Budapest und Wien. Technischer Fortschritt und urbaner Aufschwung im 19. Jahrhundert - Veröffentlichungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs 9. - Beiträge zur Stadtgeschichte 7. (Budapest - Wien, 2003)

Eva Offenthaler: Wiener Brücken

104 Stadlauer Brücke Da die Begrenzung des künftigen Strombetts und des Vorlandes für die Hochflut auf dem linken Ufer zur Zeit der Projektierung der Brücke noch nicht endgültig feststand, wurde vorerst unter Annahme einer Strombreite von 380 m nur die Ausführung der Strombrücke und eines Teiles der linksseitigen Flutbrücke als eiserne Gitterbrücke geplant, die des anschließenden Teils der Flutbrücke jedoch nur als Holzprovisorium. Als die Fundierung der Strompfeiler und eines Flutpfeilers nahezu abgeschlossen war, wurde die Breite des regulierten Strombettes mit 316 m, die des Vorlandes mit 379 m festgestellt, weshalb die letzte der fünf Stromöffnungen in das Vorland hineinreichte. Die rund 3.027 t schwere Eisenkonstruktion der Hauptbrücke wurde am rechten Bahndamm feldweise montiert und mit Hilfe von Rollen und Flaschenzügen über die Öffnungen hinübergeschoben. Die Holzprovisorien am rechten Ufer wurden 1888 durch die Donaukaibrücke ersetzt. Nordwestbahnbrücke Das bedeutendste Bauwerk der Nordwestbahn im Bereich Wien war die Brücke über die Donau. Die Baukonzession für diese Bahn erfolgte fast zeitgleich mit der Genehmigung der Donauregulierung durch die Regierung. Somit musste bei der Ausarbeitung der Bahnstrecke zwischen Wien und Jedlesee, die zum größten Teil im Überschwemmungsgebiet der Donau lag, entsprechende Rücksicht auf die Regulierung genommen werden. Die wichtigsten Straßenzüge des neu zu bildenden Stadtteils „Donaustadt“ mussten in die Planung mit einbezogen werden. Vom Leopoldsberg aus betrachtet, bildete die Nordwestbahnbrücke die erste der fünf Donaubrücken. Sie wurde eingleisig angelegt und bestand aus der Übersetzung der Verbindungslinie zur Donauuferbahn, der Donaukaibrücke, die zugleich Inundationsbrücke für das rechte Ufer war, der Strombrücke und der Inundationsbrücke am linken Ufer. Die Strombrücke und die linke Inundationsbrücke wurden 1870-1872 erbaut, die Donaukaibrücke entstand 1875, und die Brücke über die Verbindungsbahn folgte 1889. Die Gesamtlänge betrug 885,10 m. Innerstädtische Brücken Neben diesen fünf vom Staat errichteten Donaubrücken waren im Lauf des 19. Jahrhunderts zahlreiche weitere Brücken im Stadtbereich entstanden, von denen viele nicht mehr existieren oder baulich und funktional verändert wurden. Einige davon werden im Folgenden näher beschrieben. Auch hier kam die neue Brückenbauweise in Eisen zum Tragen. Das neue Material wurde in Form von Gusseisen, Schmiedeeisen und Stahl eingesetzt und erlaubte eine feingliedrigere Konstmktion, wobei man Funktionalität mit Ästhetik zu kombinieren bemüht war. Eine wichtige Verbesserung stellte der in England entwickelte Puddelstahl

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