Kirche in Österreich

Vorwort der Generaldirektion

Die Archive waren noch vor hundert Jahren in der Regel die geheimnisvoll verschlossenen, nahezu un­zugänglichen Aufbewahrungsstätten der alten Urkun­den und Akten; sie hießen daher mit Recht vielfach Geheime Archive. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, im Zusammenhang mit der Entwick­lung der modernen Geschichtswissenschaft, war man bestrebt, mehr und mehr den Inhalt der Archive der Geschichtsforschung zugänglich zu machen; das Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv unter der Leitung von Arneth aber stand damals an der Spitze dieser Bestrebungen. In der Folge versuchte man dann die archivalischen Schätze auch durch Ausstellung wich­tiger Stücke weiteren Kreisen bekannt zu machen und auf diese Weise die Kenntnis der vaterländischen Geschichte zu verbreiten und zu vertiefen. Das Haus-, Hof- und Staatsarchiv aber konnte erst zu dem Zeitpunkt, in dem es über geeignete Räume verfügte, an die Einrichtung einer Archivalienausstel­lung denken; dies war zu Beginn unseres Jahrhunderts der Fall. Damals, im Jahre 1904, kurze Zeit nach der Fertigstellung des gegenwärtigen Archivgebäudes, wurde die erste Ausstellung mit über 500 Archivalien eröffnet und von Kaiser Franz Joseph besucht. Das Ausstellungsmaterial schloß zunächst mit dem Jahre 1815, wurde aber in den letzten Vorkriegsjahren bis zum Jahre 1848 ausgedehnt. In der Kriegs- und in der ersten Nachkriegszeit, von 1914'—1924, blieb die Aus­stellung geschlossen. Erst im Dezember 1924 wurde sie durch den Bundespräsidenten in Anwesenheit von Mit­gliedern der Bundesregierung und des diplomatischen Korps feierlich wiedereröffnet. Das zur Schau gestellte Material erstreckte sich diesmal bis zum Jahre 1894 — also mit einer 30jährigen Spanne bis zur Gegenwart. Mit dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges fand auch diese Ausstellung ihren Abschluß; die Ausstellungs­Vorwort der Generaldirektion.

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