Erzherzog Ludwig Salvator – Ein Leben für die Wissenschaft 1847-1915

LEBENSDATEN - HABSBURG - LOTHRINGEN - TOSKANA. ZUR HERKUNFT LUDWIG SALVATORS

fen, zwang schließlich 1866 Österreichs Niederlage im Krieg gegen die Preussen auch zur Aufgabe Venetiens und der bis dahin noch bestehen­den diplomatischen Vertretungen des Großherzogs Ferdinand IV. Die habsburgisch-lothringische Regentschaft in Toskana wird vom Geist der Aufklärung bestimmt, die ihre Blüte unter Franz Stephans Zweitälte­stem Sohn und Nachfolger1 als Großherzog, Pietro Leopoldo (1747-1792), und späteren Kaiser Leopold II. (1790). So wie Voltaire einst Lothrin­gen, das unter der Regentschaft Herzog Leopolds, dem Vater Franz Stephans, als Musterland der Aufklärung galt, wegen des­sen Bildungspolitik pries und die Einrichtung einer „espéce d’université sans pédantisme“ in Lunéville hervorhob, wo Ja jeune noblesse d’Allemagne ven a it se former“ und „la Triumphbogen Florem physique était démontrée aux yeux par le machines admirables“2, so anerkennend und lobend äußerte sich auch Herder über Pietro Leopoldos Wirken, der „die besten Schriften der aufgeklärten Nationen Europas kennt und sein System daraus gebil­det hat“. „Nichts drückte sich so augenscheinlich in seinem Gespräche ab, als dass er den Kriegsgeist wilder Eroberer nicht liebe, und die Regierungskunst in ganz etwas anderes setze, als in eine unruhige oder uneigennützige oder eitle Erweiterung der Länder “, betonte Herder und sah diese „Denkart .. auf die Einsicht in das Wohl eines Landes und den Zweck aller menschlichen Regierung“ gegründet.3 In diesem Sinne verstand Pietro Leopoldo der lothringischen Familien­tradition wie der utilitaristischen Tendenz der Aufklärung entsprechend die Naturwissenschaften, aber auch Agrikultur, Montanistik, Statistik, Na­tionalökonomie, Jurisprudenz und Historiographie als „nützliche Wissen­schaften“4, die dem Wohl der Menschen dienen sollten und deren Förde­rung er als ursprünglichen Zweck der Akademien erachtete. Die Wissenschaften, insbesondere jedoch die Naturwissenschaf­ten waren den habsburgisch-lothringischen Toskanern stets ein speziel­len Anliegen, haben wir es doch mit einer Tradition zu tun, die schon bei Herzog Leopold von Lothringen beginnt, und in dessen Sohn, Franz Ste­phan, der unter dem Einfluß der Aufklärung erzogen zeitlebens lebhaftes Interesse an Wissenschaften zeigte, ihre Fortsetzung findet. Ein Interes­se das sich jedoch nicht nur in Franz Stephans persönlicher Vorliebe für Chemie und Alchemie, der er im eigenen chemischen Laboratorium ex­perimentierend nachging, äußerte, sondern in manigfaltiger Weise sei­nen Ausdruck, vor allem aber praktischen Niederschlag fand 20

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