Erzherzog Ludwig Salvator – Ein Leben für die Wissenschaft 1847-1915
EINLEITUNG
zelnen beitragen. Nichtzuletzt knüpfte er an das Kennenlernen anderer Völker und das Wissen um deren Kulturen, Sitten und Gebräuche die Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben der Menschen. Ludwig Salvators Beschäftigung mit der Wissenschaft, die vor allem unter diesem Aspekt und keineswegs als lediglich ambitiös elitärer Zeitvertreib eines Mitgliedes des Kaiserhauses betrachtet werden muß, wur de bisher im Rahmen verschiedener Darstellungen seines Lebens und seiner Persönlichkeit zugunsten biographischer Ausführungen weitgehendst vernachlässigt. Zwar wird er stets als Wissenschaftler, Gelehrter, Geograph, Forschungsreisender oder Schriftsteller angeführt, so wie auch seine Werke und Reisen als außergewöhnliche Unternehmungen Erwähnung finden, eine eingehende und umfassende Auseinandersetzung mit dem Wissenschaftler Ludwig Salvator hat jedoch, abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen, die spezielle Aspekte seines Schaffens behandeln, bis dato nicht stattgefunden. Mit der hier gezeigten Ausstellung soll nun ein erster Schritt in diese Richtung unternommen werden. Ein Schritt, der versucht, die wissenschaftliche Persönlichkeit Ludwig Salvators in ihrer Vielfältigkeit und Universalität aber auch Entwicklung vom naturbegeisterten Kind, das als habsburgisch lothringischer Prinz der Toskana in eine Familie hineingeboren wurde, die traditionsgemäß ein ganz besonders inniges Verhältnis zu den Naturwissenschaften pflegte, über den wissbegierig ernsthaft vertieften Studenten und die ersten Anfänge selbständiger Arbeit bis hin zum, - um einen modernen Terminus, der jedoch auch die heutige Bedeutung und ungebrochene Aktualität von Ludwigs Schaffen zum Ausdruck bringt, zu verwenden, - multi-wie interdisziplinär tätigen Wissenschaftler und Initiator von Forschungsprojekten, darzustellen. Das wissenschaftliche Werk Erzherzog Ludwig Salvators wird im Rahmen dieser Ausstellung in erster Linie anhand dessen schriftlichem, aus dem Triestiner Wohnsitz Zindis stammenden Nachlaß dokumentiert, der während des Ersten Weltkrieges auf Veranlassung des Obersthofmarschallamtes durch das k.u.k. Ministerium des Äußern nach Wien gebracht und dem Staatsarchiv zur Aufbewahrung und „gelegentlichen“ Sichtung, die jedoch erst 1921 erfolgte, übergeben wurde.6 Der Triestiner Nachlaß ist nicht nur der einzige in österreichischem Staats- bzw. Archivbesitz befindliche Nachlaß Ludwig Salvators, sondern vor allem aufgrund seines zeitlichen Rahmens, der mit nahezu vier Jahrzehnten (1876-1914) den Großteil der gesamten Schaffensperiode umspannt, sowie des beträchtlichen Umfanges und der Art der Archivalien, besonders geeignet, einen umfassenden und tiefen Einblick in Ludwig Salvators wissenschaftliche Tätigkeit und Methode, die Entstehung und Aufnahme seiner Werke, seine Kontakte und seine Stellung wie Bedeutung auf wissenschaftlichem Gebiet zu geben, darüber hinaus aber auch einen authentischen Eindruck der Persönlichkeit dieses der Natur und 11