Manfried Rauchensteiner: Waffentreue – Die 12. Isonzoschlacht 1917

Franz Felberbauer: Die 12. Isonzoschlacht: Der Operationsplan und seine Durchführung

weil die viel reichlichere Dotierung der deutschen Divisionen mit Kampfmitteln jeder Art, insbesonders mit Geschützen, Minenwerfern und Fliegern den Erfolg verbürge.'0 Das Armeeoberkommando (AOK) in Baden sandte daraufhin schon am 29. August Generalmajor (GM) Alfred Frh. v. Waldstätten, den Chef der Operationsabteilung, nach Bad Kreuznach ins deutsche Große Hauptquartier, um den Offensivplan zu erklären und um acht deutsche gebirgsfahige Divisionen" sowie deutsche schwere Artillerie zu ersuchen. Der Erste Generalquartiermeister beim Chef des deutschen Generalstabes, General Ludendorff, war jedoch gegen eine Offensive in Italien und wollte dafür keine deutschen Truppen zur Verfügung stellen. Er fand sich damit in einem Lager mit Kaiser Karl, der offensichtlich aus politischen und persönlichen Gründen trotz seiner Arz gegenüber gegebenen Zustimmung gegen den Einsatz deutscher Truppen an der Südwestfront war. Die bisher zur Entente ohne Wissen Deutschlands ausgestreckten, zaghaften österreichischen Friedensfühler hatten eine negative Reaktion auf ein eventuelles Auftauchen deutscher Truppen an der italienischen Front erkennen lassen.10 11 12 Karl schrieb am 26. August einen Tag nach der Arz erteilten Genehmigung einen Brief an Kaiser Wilhelm,13 in dem er mit psychologischen („Erbfeind Italien“, Hilfe deutscher Truppen wirkt „niederdrückend“) und Prestigegründen („unser Krieg“) argumentierend statt einer Beistellung deutscher Divisionen nur um deutsche schwere Artillerie ersuchte, sowie um die Freimachung einer entsprechenden Zahl österreichisch-ungarischer Divisionen an der Ostfront und deren Ersatz durch deutsche Reservedivisionen. Kaiser Wilhelm lehnte am 2. September in einem Antwortbrief Karls Ansinnen mit der Begründung ab, dass er angesichts der in Flandern tobenden Schlacht die acht vorhandenen Divisionen seiner strategischen Reserve nicht zur Gänze an Stelle der abzuziehenden österreichischen Divisionen einsetzen könne, und schlug wie Ludendorff eine gemeinsame Offensive in der Moldau vor, um Rumänien zum Frieden zu zwingen. Die Notlage seiner Truppen zwang Kaiser Karl jedoch zu insistieren und er ermächtigte General Arz am 2. September 1917 definitiv, um deutsche Truppenhilfe zu ersuchen.14 Die Deutsche Oberste Heeresleitung (DOHL) hatte bisher Italien als Nebenkriegsschauplatz betrachtet. Angesichts der prekären Lage Österreich­10 Cramon, August F. von - Fleck, Paul: Deutschlands Schicksalsbund mit Österreich. Von Conrad v. Hötzendorf zu Kaiser Karl. Berlin 1932, S. 109: [bei den österreichischen Truppen herrschte] „das Gefühl unter deutscher Führung besser betreut zu werden und mit den deutschen Kameraden an der Seite zuversichtlich auch an schwere Aufgaben herangehen zu können“. 11 Die Österreicher hatten erfahren, dass Deutschland acht Divisionen als strategische Reserve bereit hielt. 12 Glaise-Horstenau: Flitsch-Tolmein, S. 500. 13 Arz, Arthur: Zur Geschichte des Großen Krieges 1914-1918. Aufzeichnungen. Wien-Leipzig- München 1924, S. 171. Ferner: Glaise-Horstenau: Flitsch-Tolmein, S. 499. 14 Arz: Zur Geschichte des Großen Krieges, S. 173. 16

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