700 Jahre Schweiz

I. Einführung

Unterwalden gelenkt und ihn veranlaßt hätte, sie unmittelbar unter seine Gewalt zu stellen, - er brauchte den Paß, um sich die Verbindung zwischen Deutschland und Italien zu sichern. 1273 wurde Graf Rudolf von Habsburg zum Deutschen König gewählt, - somit unterstanden ihm, dem Reichsoberhaupt, auch die drei Waldstätte. Nach seinem Tod fällt die Krone des Reichs aber nicht an seinen Sohn, sondern an eine den Habsburgéin feindlich gesinnte Dynastie. Die Vertreter der drei Waldstätte nützen die Gunst der Stunde und schließen sich zu einer kriegerischen Eid- und Schwurgenossenschaft zur Wahrung ihrer Rechte - die vor allem von Habsburg, das sich in der Schweiz ein geschlossenes Territorium verschaffen will, bedroht werden - zusammen. So wurde im August 1291 zwischen den drei Urkantonen „auf ewige Zeiten“ ein „unauflöslicher“ Bund zur Abwehr von Feinden geschaffen. Je mehr die Habsburger ihre Herrschaft über Österreich ausbreiten und festigen können, desto kleiner werden ihre Besitzungen in ihrem Stammland: Ihre schwer gepanzerten aber schwerfälligen Ritterheere unterliegen den beweglichen und ortskundigen Schweizer Bauern. In den siegreichen Schlachten von Morgarten (1315), Sempach (1386) und Näfels (1388) erkämpfen sich die Eidgenossen, mittlerweile auf acht „Orte“ (die Kantone Luzern, Zürich, Zug, Glarus und Bern) angewachsen, ihre Unabhängigkeit von Habsburg. 1418 müssen die Habsburger sogar auf den Aargau mit der Stammburg, der Habsburg, verzichten. Diese Entwicklung findet 1474 in der sogenannten „Ewigen Richtung“, dem ersten tatsächlichen Friedensschluß zwischen den Eidgenos­sen und dem Haus Habsburg, ihren Abschluß: Mit Ausnahme des Fricktales, das bis 1803 habsburgisch bleibt, sind alle Schweizer Stammlande verloren. Bemerkenswert ist die Schweizer Sicht dieser kriegerischen Zeit: Die werdende Eidgenossenschaft hatte einen Feind, der ihr übel wollte und immer wieder behindernd in den Weg trat, und das war Österreich. Österreichisch waren die bösen Vögte, welche die Urkantone drangsalierten und damit den Bund vom Rütli auf sich herabbeschworen, Österreich hieß der Feind, den man in der Folge in zahlreichen Schlachten aufs Haupt schlug. Bei aller „Verteidigung“ aber wuchs die Schweiz immer mehr an: Aus der dreiörtigen Eidgenossenschaft wurde die acht- und schließlich die drei- zehnörtige. „Österreich“ dagegen hatte das Nachsehen, verlor ein Stück Land nach dem anderen und wurde zuletzt ganz aus der Schweiz verdrängt, hörte aber doch in dieser Optik nicht auf, der Angreifer zu sein. Genau genommen war die „Vertreibung der Österreicher“ ein Innerschweizer Bürgerkrieg, bei dem die eine Partei nicht nur ihre Güter, sondern sogar die namengebende Stammburg verlor. Die Karte zeigt in gelb den althabsburgischen „Besitzstand“ in der Schweiz an, - dieser setzte sich aus den verschiedensten Rechtstitel (Grafschaft, Vogtei, Lehen, etc.) zusammen. Das habsburgische Herrschafts­gebiet war nicht so homogen, wie es bei Betrachtung der Karte den Anschein hat. Orange ausgeführt erscheinen die burgundischen Herrschaften in der 11

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