Österreich im Nationalsozialismus – Dokumente zur Wirtschaft 1938-45

Gedanken zur Ausstellung

• • Österreich im Nationalsozialismus Gedanken zur Ausstellung Anläßlich des Bedenkjahres 1988 wurde den Österreichern das für ihre jüngste Geschichte wohl schicksalshafteste Jahr 1938 nachhaltig in Erinnerung gerufen. Für die jüngere Generation, die die Schrecken des Nationalsozialismus nicht erlebt hat und - wenn überhaupt - nur aus Schulbüchern oder Schilderungen von Eltern und Großeltern erahnen kann, bedeutet die Aufarbeitung dieser Zeit mehr als eine bloße historische Betrachtung längst vergangener Zeiten. Wieso konnten sich so viele Menschen von einem totalitären Regime blenden lassen, das mit vordergründig und heute aufdringlich anmutenden propagandistischen Phrasen Gewalt und Menschenverachtung predigte? Wieso konnten die Menschen das unsagbare Leid zulassen, das über österreichische Mitbürger hereinbrach, die in Konzentrationslagern ihr Leben lassen mußten, weil sie willkürlich erlassenen rassischen Gesetzen nicht genügten? War der Nationalsozialismus wirklich eine so totalitäre Naturgewalt, die die Mitmenschen zu unmündigen Wesen degra­dierte? Die Auseinandersetzung mit der erlebten Geschichte ist bei vielen Österrei­chern durch die Zeit des Wiederaufbaues bewußt oder unbewußt verdrängt worden. Aus Schutt und Asche wurde ein Staat geformt, zu dem sich die Mitbürger - im Gegensatz zur ersten Republik - offen und innig bekannten. Aber vergangene Zeiten dürfen nicht ruhen, wie leider allzuoft von Mitmen­schen gefordert wird, die zu einer Trauerarbeit keinerlei Bereitschaft zeigen. Auch unsere Kinder dürfen nicht aufhören, unbequeme Fragen zu stellen und sie dürfen keinesfalls zulassen, daß wir uns irgendeiner gesellschaftlichen und menschlichen Verantwortung entziehen können. Wie sahen also die politischen und wirtschaftlichen Verstrickungen Öster­reichs mit dem Deutschen Reich aus, die von Aufgabe der Eigenstaatlichkeit bis zum bedingungslosen Gehorsam gegenüber Adolf Hitler, seiner nationalsoziali­stischen Partei und menschenverachtenden Ideologie führten ? Am 11. Juli 1936 hatte sich die österreichische Bundesregierung im sogenann­ten Gentleman Agreement erstmals dem machtpolitischen Druck Adolf Hitlers 7

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