Österreich und das Heilige Römische Reich

INHALTSVERZEICHNIS - Karl Otmar von Aretin: Österreich und das Heilige Römische Reich deutscher Nation nach 1648

durch Säkularisationen festgelegt. Im Reichsdeputationshauptschluss (24. März 1803) wurde die Totalsäkularisation aller geistlichen Fürsten und reichsunmittel­baren Klöster festgelegt. Die Reichsfürsten wurden darüber hinaus ermächtigt, die Klöster in ihren Territorien aufzuheben. Wenig später verloren auch 45 Reichsstädte, bis auf Hamburg, Lübeck, Bremen, Frankfurt am Main, Augsburg und Nürnberg ihre Selbständigkeit. In der einsetzenden Verfassungsdiskussion wurde rasch klar, dass das reichische Deutschland, das heißt die vom Kaiser abhängigen Reichsstände nicht zu retten waren. Am 11. August 1804 zog Kaiser Franz die Konsequenz aus dieser Lage, in dem er den Titel eines erblichen österreichischen Kaisers annahm. Als sich die Gewinner der Säkularisation 1806 im Rheinbund in einem föderativen Staatenbund organisierten, trat Franz II. als Römischer Kaiser zurück und erklärte das Heilige Römische Reich deutscher Nationen für beendet. V Mit seltener Zähigkeit hatte Kaiser Leopold I. die im Westfälischen Frieden mögliche Umgestaltung des Reiches in einen Bund mächtiger Fürsten verhindert. Im reichischen Deutschland besaß der Kaiser eine enge Verbindung mit dem Reich. Viele aus dem Reich machten in Wien, in der kaiserlichen Armee, dem diplomatischen Korps oder der Verwaltung Österreichs Karriere. Als Österreich nach dem spanischen Erbfolgekrieg in den Areopag der europäischen Mächte aufstieg, lockerten sich die Verbindungen mit dem Reich. Das Reich mit seiner komplizierten Verfassung und seiner Unfähigkeit, Macht auszuüben, wurde für Österreich zur Belastung. Für die Kaiser wurde die Politik der Großmacht Österreich wichtiger als die Beziehungen und Bindungen mit dem Reich. Als in der Säkularisation viele Fürsten ihr Territorium auf Kosten der kleineren reichsunmittelbaren Reichsstände vergrößern konnten, bewahrheitete sich die Sorge Leopolds I. vor einer solchen Entwicklung: Deutschland war nicht mehr als Reich, sondern nur noch als Bund der Fürsten und Freien Städte zu regieren. Die Funktion des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation war überflüssig geworden. Der noch aus der Antike stammende Titel eines Römischen Kaisers hatte in einer Zeit ausgedient, in der die militärische Macht der Großmächte die Politik bestimmte. Der österreichische Kaisertitel war ein Obertitel für die verschiedenen Königreiche und Länder der Habsburger Monarchie. Unter diesem Titel wurde Österreich ins 19. Jahrhundert zu einer wichtigen Großmacht unter den europäischen Mächten. 25

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