Österreich und das Heilige Römische Reich

INHALTSVERZEICHNIS - Karl Otmar von Aretin: Österreich und das Heilige Römische Reich deutscher Nation nach 1648

Schlesien zu verzichten und Friedrich II. als rechtmäßigen Besitzer Schlesiens anzuerkennen. Die offensichtlich auf einen Angriff auf Preußen hin strebende österreichische Politik brachte Franz Stephan in die größte Verlegenheit. Österreich wäre der Angreifer gewesen und hätte mit einer negativen Reaktion des Reiches rechnen müssen. Das war Maria Theresia ziemlich gleichgültig. Der Überfall Friedrichs auf Sachsen 1756 befreite Franz Stephan von seinen Sorgen. Nun war Friedrich der Angreifer. Das Reich beschloss eine Reichsexekution gegen den Friedensbrecher Preußen. Die Reichsarmee kämpfte im Rahmen einer französischen Armee. Bei Rossbach wurde diese am 6. November 1757 von Friedrich vernichtend geschlagen. Sie löste sich praktisch auf. Der Spottvers: Und wenn der Alte Fritz nun kommt Und klopfet auf die Hosen, Dann läuft die ganze Reichsarmee Panduren und Franzosen hat bis heute den Ruf dieser merkwürdigen Armee verdunkelt. Sie erkämpfte zwar später im Siebenjährigen Krieg noch einige kleinere Erfolge, doch war klar, dass diese Truppe in einem modernen Krieg nicht einsetzbar war. Am Ende hatten die meisten Fürsten des Reiches, die noch 1756 aus Empörung über Friedrichs Überfall auf Sachsen sich der Exekution gegen Preußen angeschlossen hatten, das Gefühl auf der falschen Seite zu stehen. Friedrichs Feldherrenruhm beeindruckte im Reich. Frankreich als Bündnispartner, in dem man eigentlich gewöhnt war, einen Erbfeind zu sehen, verwirrte mehr, als dass man darin Positives erblickte. IV Das Reich und die Reichspolitik waren Faktoren in der österreichischen Politik, auf die man nur wenig Rücksicht nahm. Man stand nun in der Rivalität mit Preußen, das zu einer Art evangelischem Gegenkaisertum aufgestiegen war. Im Siebenjährigen Krieg hatte sich Friedrich II. gegen eine übermächtige Koalition von Feinden durchgesetzt. Preußen war endgültig die zweite deutsche Großmacht. Man war im Reich „fritzisch“ gesinnt oder man hatte auch Sympathien für das katholische Österreich. In der Rivalität der beiden Großmächte wurde das Reich zerrieben. Das zeigte sich, als nach dem Tode Franz 1. am 18. August 1765 der ein Jahr zuvor zum Römischen König gewählte Joseph II. Kaiser wurde. Er war damals 24 Jahre alt, tatendurstig und hochbegabt. Er legte dem Reichsvizekanzler Rudolf Graf Colloredo und Kaunitz 22 Fragen vor, wie das Reich zu regieren wäre. Auch hier stand das Interesse Österreichs über dem des Reiches. Schon bei der ersten Frage ging es um das Verhältnis 21

Next

/
Oldalképek
Tartalom