Prékopa Ágnes (szerk.): Ars Decorativa 32. (Budapest, 2018)
György NÉMETH: Die Briefladen von Sámuel Bíró von Homoródszentmárton und Klára Dániel von Vargyas. Zwei Kabinettschränke mit besonderem Aufbau aus dem ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts
Ebenisten, Oeben und Riesener. Dieser Entwicklung ist der für den sächsischen Kurfürsten hergestellte Verwandlungstisch aus dem Jahre 1769 zu verdanken: Er war ein umfunktionierbarer Tisch, der mit zahlreichen Riegeln versehen wurde. Zinnkann 2005,49. 30 Kurator der Möbelsammlung des Kunstgewerbemuseums Balázs Semsey half mir zu entscheiden, inwiefern die Möglichkeit, das von uns erforschte Möbelstück für eine andere Funktion umzugestalten, formuliert werden kann. 31 Ein Hinweis auf Briefladen findet sich auch in der Selbstbiographie des 1691 zum siebenbürgischen Kanzler gewählten Miklós Bethlen, anhand dessen darauf geschlossen werden kann, das dieser Möbeltyp bereits am Ende des 17. Jh. in ganz Siebenbürgen verbreitet war: „...Gott weiß, wie viele Briefladen und Truhen für andere Hab Seligkeiten ich aus deutscher Hand zurückgewonnen habe.“ - schreibt er im Zusammenhang mit den Ereignissen im Jahre 1690. (Bethlen, Miklós: Élete leírása magától [Die Beschreibung seines Lebens]. In: Kemény János és Bethlen Miklós müvei [Die Werke von János Kemény und Miklós Bethlen]. Hrsg. von Éva V. Windisch, Budapest 1980, 826.), Der spätere Siebenbürger Kanzler, Miklós Bethlen, der nach dem Unterzeichnen des Diploma Leopoldinum aus Wien nach Hause zurückkehrte, schrieb in seinem Werk über die Rückführung des Mobiliars des nach dem kurzen Fürstentum von Imre Thököly geflohenen Adels. 32 Die Quellen der biographischen Daten siehe: Vargyasi id. Daniel, Gábor: A vargyasi Daniel család eredete és tagjainak rövid életrajza [Die Herkunft der Familie Daniel von Vargyas und die Biographie ihrer Mitglieder], Budapest 1896, 221— 222. Im Weiteren: Daniel 1896; Kovács, Sándor: Előszó [Vorwort]. In: Nemes Erdély országának státusáról, lakosairól, lakóhelyeiről és folyóvizeiről való oktatás, melyet írt volt 1710-ben néhai Bíró Sámuel, tanácsúr Erdélyben [Unterricht über den Status, die Einwohner, Orte und Flüsse von Siebenbürgen, geschrieben 1710 von Sámuel Bíró in Siebenbürgen], Székelyudvarhely 2007, 7. Im Weiteren: Kovács 2007; Szirtes, Zsófia: Az erdélyi szászság érdekérvényesítése az átmeneti korszakban (1690-1711) [Die Interessenvertretung der Siebenbürger Sachsen in der Übergangszeit zwischen 1690 und 1711], (PhD-Dissertation) 2015, Manuskript, 49-55.; Freundliche Mitteilung von János Fehér; Balogh, Judit: Székelyföldi karrierek - Az udvarhely széki nemesség hatalomszerzési lehetőségei a 16. század második felében [Karrieren im Seklerland - Möglichkeiten der Machtausübung der Adligen in Udvarhelyszék in der zweiten Hälfte des 16. Jh.s ], Budapest 2011, 41-56. 33 Klára Daniel wurde am 30. November 1724 zu den Dokumenten der Familie Daniel befragt. Als Zeugin hat sie ausgesagt, dass nach dem Tod ihres Vaters, István Daniel (1639-1688), alle Briefe zum ältesten Bruder, Mihály, gelangten, der 1703, beim Ausbruch des Rákóczi-Freiheitskampfes, dafür sorgte, dass sie in Sicherheit gebracht wurden: Er ließ die Briefe zu seiner Frau, Zsófia Kun, nach Kronstadt bringen. Die von einer verhältnismäßig kleinen Truppe beschützte Stadt, die während des Freiheitskampfes bis zum Schluss unter kaiserlicher Herrschaft stand, bot unzähligen ungarischen Adligen, unter ihnen dem Onkel von Klára, Ferenc Daniel dem Älteren und seiner Familie, Zuflucht. Der ältere Ferenc Daniel, der Königsrichter von Udvarhelyszék, starb 1707 in Kronstadt. Klára Daniel bezieht sich in ihrer Zeugenaussage darauf, dass sie während des „Kronstadter Obsidium“, d.h. der aufständischen Blockade zwischen Anfang 1704 und Juli 1705, mit dem Einverständnis („con- se[n]ssusu) von der bereits verwitweten Zsófia Kun die Familienurkunden übernommen hat, um diese „in den Kriegszeiten in Sicherheit zu bringen“. So kamen die den männlichen Erben zustehenden Dokumente - ungewöhnlicher Weise - an eine Frau, unter anderem auch der Besitzbrief von Vargyas, den Klára in ihrer Zeugenaussage hervorhebt. Diese ungewöhnliche Situation entstand dem Freiheitskampf zufolge, der die 53
