Prékopa Ágnes (szerk.): Ars Decorativa 32. (Budapest, 2018)
Hilda HORVÁTH: Golddosen vom „Goldzug“. Die Sammlung von Hugó Hoffmann
nahmslos zurückerhalten, da aber die große Weltwirtschaftskrise dem Familienunternehmen schwer zusetzte, hat er sie in Wien verkauft. Seine Dosensammlung, die damals aus 25 Stücken bestand, wurde ebenfalls von der Räteregierung enteignet, diese kamen ins Museum der Bildenden Künste, Hoffmann erhielt später auch diese zurück. Diese zu erwerben und zu sammeln ging laut Hugó Hoffmann mit Opfern und Entbehrungen einher, und er hielt die Sammlung für das größte Ergebnis seines Lebens. Es ist nicht bekannt, wie viele von den erworbenen Stücken aus dem Ausland stammten oder in Ungarn gekauft wurden. Hoffmanns Kollektion wurde auch aus der herausragenden, damals kaum bekannten Goldschmiedesammlung19 des Journalisten und Verlegers Lajos Kaczvinszky erweitert.20 Kaczvinszky starb noch 1905, so konnte die von ihm erworbene Dose, dessen Emailbild eine Kindergruppe darstellt, unter den ersten Stücken von Hoffmann gewesen sein. Doch dieses Stück gelangte nicht unmittelbar zu ihm, sondern vermutlich aus der Kollektion eines anderen bedeutenden ungarischen Sammlers, Dr. Béla Hermann.21 Herausragende Dosen enthielt die in Budapest zustande gebrachte und später in Deutschland versteigerte Sammlung von Gusztáv Gerhardt (1847-1910). Gerhardt war Hofrat, Vorsitzender der Ungarischen Staatsbahnen, der viel für die Entwicklung des ungarischen Eisenbahnverkehrs tat. Nach seinem Tod wurde seine Sammlung 1911 bei einer Auktion in Berlin versteigert. Von dort gelangten die wertvollsten Stücke der Sammlung ins Budapester Kunstgewerbemuseum und an ungarische Privatsammler, unter ihnen an Hugó Hoffmann.22 Das Schicksal der Dosen während und unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg Die aufwendig gestalteten, kunstvollen Dosen, die Hugó Hoffmann besaß, sind den ungarischen und internationalen Schicksalswenden, politischen Ereignissen und Entscheidungen zum Opfer gefallen.23 Nach der deutschen Besetzung Ungarns wurde am 16. April 1944 die Regierungsverordnung Nr. 1600/1944. M.E. erlassen, in der die Meldepflicht für das Vermögen der Juden vorgeschrieben wurde. Am 28. April 1944 erschien die Regierungsverordnung Nr. 1610/1944. M.E., die so genannte „Ghettoverordnung”, die einzelne Fragen des Wohnens und des Wohnsitzes von Juden regelte. Hugó Hoffmann hat seine teuren Kunstgegenstände in zwei Teilen, am 28. April und am 1. Mai 1944, bei der Ungarischen Hypotheken- und Kreditbank (Nádor utca) hinterlegt. Beim ersten Mal waren es 24 Stück vergoldete, emaillierte Dosen samt einer rechteckigen Männerarmbanduhr der Marke Patek aus Weißgold, beim zweiten Mal hat er weitere vier Golddosen hinterlegt. In der Übergabeliste war es nicht vermerkt, aber es soll auch ein Lorgnon im Paket gewesen sein. Beim ersten Mal wurde jede Dose einzeln in einen schwarzen Kasten hineingelegt, in einer extra dafür hergestellten Holzkiste in die Bank gebracht. Im Sommer 1944, nach dem Beschlagnahmen des riesigen jüdischen Vermögens entschied die Regierung, für die Kontrolle und weitere Behandlung der beschlagnahmten Güter ein besonderes Amt aufzustellen. Anfang Juni 1944 wurde das Amt des Regierungsbeauftragten für die Lösung der Wert- und Vermögensfragen der Juden 86