Prékopa Ágnes (szerk.): Ars Decorativa 31. (Budapest, 2017)

Szabolcs SERFŐZŐ: Beiträge zur Provenienz des silbernen Tafelservice von Johann Georg Hann

SZABOLCS SERFŐZŐ BEITRÄGE ZUR PROVENIENZ DES SILBERNEN TAFELSERVICE VON JOHANN GEORG HANN Einen wesentlichen Teil der frühneuzeitli­chen europäischen Hofkultur und der Re­präsentation des Hochadels bildeten die groß angelegten Festmähler, bei denen gol­dene und silberne Services von manchmal mehreren hundert Teilen unerlässlich wa­ren. Das zeremonielle Protokoll der festli­chen Mahlzeiten, die Sitzordnung der lan­gen Tafeln und auch die verschwenderi­schen Silber- und Glasstücke dienten vor allem dazu, den gesellschaftlichen Rang und Prestige der Gäste und ihrer Gastgeber zum Ausdruck zu bringen. In der Habs­burgermonarchie wurden diese repräsenta­tiven silbernen Tafelservice lange Zeit vor allem in Augsburger Werkstätten herge- stellt, ab dem Ende des 18. Jahrhunderts erhielten dann immer häufiger Wiener Meis­ter solche Aufträge. So hat z.B. 1780-81 Ignaz Joseph Würth (1742-1792) das so­genannte zweite Sachsen-Teschener Sil­berservice von 350 Stücken für den Herzog Albert Kasimir von Sachsen-Teschen (1738-1822), den kaiserlichen Statthalter Ungarns, und seine Frau Maria Christina angefertigt.1 1891-92 hat sein Neffe, Ignaz Sebastian Würth (1747-1834), ein ähnlich großzügiges Silberservice von mehreren hundert Teilen und einem Gewicht von mehr als 500 kg für den Herzog Antal Es­terházy (1738-1794), das heute im Eisen­städter Schloss (Österreich) aufbewahrt wird, hergestellt. Eine bescheidenere Variante dieser großzügigen Silberservices stellt das silber­ne 12-Personen-Service in der Sammlung des Kunstgewerbemuseums zu Budapest dar, das in der Wiener Werkstatt von Jo­hann Georg Hann (1756-1812) angefertigt wurde.2 Der 1780 Meister gewordene Hann er­reichte ein Jahrzehnt später den Gipfel sei­ner Karriere, als er mehrere repräsentative silberne Tafelservice hergestellt hat, deren klassizisierende Form vor allem den Ein­fluss von Ignaz Joseph Würths Werken wi­derspiegelt. Von diesen sind lediglich einige Stücke erhalten geblieben: z.B. je eine reich verzierte silberne Deckelterrine mit Unter­satz im Wiener Museum für angewandte Kunst sowie in der Sammlung der Liech­tensteiner Herzogsfamilie, die 1788 bzw. 1794 angefertigt wurden, vor kurzem kam auch ein 1795 entstandener Weinkühler in Madrid mit dem Wappen der Familie Csáky zum Vorschein.3 Die Stücke des nun vorzustellenden Ser­vices kamen zwischen 1933-1988 durch Kauf in den Besitz des Kunstgewerbemu­seums. Die Überlieferung aus den 1960er Jahren hat es - aus ungeklärten Gründen, wahrscheinlich nach der Mitteilung eines Verkäufers - mit der Person des Erzher­zogs Josef von Habsburg (1796-1847) in Verbindung gebracht.4 So wurde das Ser­vice unter dem Namen „Palatin-Josef- Service“ bekannt, es wurde unter diesem Namen in mehreren Ausstellungen über die Geschichte des Königspalastes von Buda/Ofen ausgestellt.5 (Abb. 1) Nach den 57

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