Prékopa Ágnes (szerk.): Ars Decorativa 31. (Budapest, 2017)

Hilda HORVÁTH: Sechs Löffel und sechs Stühle. Die Kunstsammlung des Ehepaars Stéger-Urbán - und was davon geblieben ist

(Das letztere Stück war früher im Besitz von Marcell Nemes.) Wir kennen eine Auf­nahme über eine Madonna-Statue, die ebenfalls in der Zeitschrift Magyar Művé­szet (Ungarische Kunst) veröffentlicht wur­de: Die Figur, die in die Reihe der soge­nannten schönen Madonnen gehörte, stammte vom Ende des 14. Jahrhunderts.26 Sowohl auf der Ausstellung der alten Kir­chenkunst als auch auf der früheren Aus­stellung der belgischen Kunst wurde ein Triptychon der Stégers ausgestellt, das viel­leicht das wertvollste Bild ihrer Kunst­sammlung war: ein Ölbild auf Holz vom Ende des 16. Jahrhunderts, auf der mittle­ren Tafel die Madonna mit dem Kind, auf den Seitentafeln die Darstellung der Heili­gen Katharina und der Heiligen Doro­thea.27 Meister des Triptychons war nach den neusten Forschungen Pieter Coecke van Aelst (1502-1550),28 während es im Jahre 1938 als Werk von Joos van Cleve pu­bliziert wurde.29 Nun stellt sich die Frage nach den Per­sonen der Kunstsammler. Dr. György Sté- ger war seinem akademischen Abschluss nach Jurist, aber die Vollendung seiner Laufbahn und sein Vermögen brachten ihm die Arbeit auf dem Gebiet des Berg­baus. 1923 verlieh der Reichsverweser von Ungarn, Miklós Horthy von Nagybánya, dem ehemaligen Direktor des Erdölver­bandes und dem Hauptdirektor der Petrol­handel AG „Steaua“ (Budapest V., Nádor- Str. 8.),30 Dr. György Stéger, als Anerken­nung seiner ökonomischen Arbeit den Ti­tel „königlicher Oberregierungsrat von Ungarn“.31 Seine Tätigkeit im Dienste der Allgemeinheit war von historischer Bedeu­tung. Ab 1918 herrschte ein großer Erdöl­mangel im Lande, was sich nach 1920 (dem Friedensvertrag von Trianon) durch die beinahe vollständige Abtrennung aller an Bodenschätzen reichen Gebiete noch wei­ter ausbreitete. Erdöl konnte man lediglich vom verfeindeten Rumänien besorgen, 1920 erwarb das Finanzministerium eine beachtliche Menge Erdöl von Rumänien, die vom Erdölverband übernommen und unter den Petrolfirmen und Aufarbeitungs­unternehmen weiter verteilt wurde.32 Nach dem Ersten Weltkrieg hatte die Wiederher­stellung der Energieversorgung eine her­ausragende Bedeutung im Neubeginn des Wirtschaftslebens, und der Erdölverband, an dessen Spitze Stéger stand, spielte dabei eine entscheidende Rolle. Der Verband wurde 1923 aufgelöst, Stéger erhielt die Auszeichnung - allem Anschein nach - als Anerkennung für seine frühere Tätigkeit, denn er war bereits im Vorstand der „Steaua” AG, die in der Zwischenkriegs­zeit eine führende Rolle im Petrolhandel und Erdölaufarbeitung innehatte. Zur Entwicklung von Stégers Karriere trug seine Eheschließung mit Anna Urbän, der Tochter des Generaldirektors, Sámuel Lipót Urbán, maßgeblich bei. Der Vater betrieb bereits vor dem Ersten Weltkrieg einen Kohlengroßhandel, später wurde er zum Vertreter der Kriegskohlehandel AG. In dieser Funktion lernte er Marcell Ne­mes kennen, der für ihn als Kohlehändler arbeitete und später eine große, sehr hoff­nungsvolle Karriere als Kunstsammler an­fing. Auch Urbän hatte einen Anteil daran, dass Nemes mit Kunstsammlung begann, denn mit seiner Empfehlung kam Nemes nach Frankfurt zu Goldschmidt, der sich als Kunstsammler ebenfalls einen Namen gemacht hat. Urbán war der ungarische Vertreter der Firma Goldschmidt (oder zumindest ihrer Kupferwaren) - wenn man den Darstellungen von Géber Glau­ben schenken kann.33 Gleichzeitig profi­tierte auch Urbán aus diesem Kontakt, 137

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