Prékopa Ágnes (szerk.): Ars Decorativa 30. (Budapest, 2016)

Miklós GÁLOS: Eine Taufgarnitur von Hans Jakob II. Baur in Ungarn. Neuzuschreibung und Provenienz eines Augsburger Ensembles

und bezog das Gesamtgewicht der Garni­tur nur auf die in Odenburg vorhandene Schüssel. Seine falsche Gewichtsangabe für die Schüssel - 2870 Gramm - wurde in der Literatur bis heute kritiklos übernommen. Auch uns schien zuerst die Zusammenge­hörigkeit von Schüssel und Kanne frag­würdig, da das archivalisch überlieferte Ge­samtgewicht nicht mit dem realen Gewicht der Garnitur in Einklang zu bringen war. In Wirklichkeit wiegt die Schüssel nur 1865.1 Gramm, was zusammen mit den 1041.1 Gramm der Kanne den Angaben von 1676 exakt entspricht.34 1944 ließ der Pfarrer und Kunsthistoriker Károly Gyimesi der Ödenburger Taufschüs­sel eine sehr ausführliche Würdigung zuteil­werden.35 Er beschrieb die einzelnen bibli­schen Darstellungen der Schüssel und inter­pretierte sie aus theologischer Sicht - recht geistreich, wenn auch zum Teil überzogen. Gyimesi stand Rosenbergs Buch bereits zur Verfügung. Ihm entging die Erwähnung der Schüssel unter R 3, 658. Dadurch kam es, dass er deren Meister in dem bei Rosenberg unter R 3, 664 aufgeführten Meister IB ge­funden zu haben glaubte - was insofern ein Glücksfall war, als er damit die Ödenburger Schüssel dem Meister der im Budapester Museum stehenden Kanne zuwies. Gyimesi kannte die Kanne offensichtlich nur aus Ro­senbergs Publikation, welche die Funktion der Kanne nicht erwähnte. Dem ausgezeich­neten Theologen Gyimesi wäre an der Kan­ne bestimmt die alttestamentarische Szene aufgefallen, welche die Darstellungen der Schüssel ergänzt - wenn er die Kanne autoptisch gekannt hätte. Schließlich wurde er auch darauf aufmerksam, dass die bei Rosenberg angeführte Crailsheimer Taufschüssel offensichtlich nach dem Vorbild der Ödenburger Taufschüssel gefer­tigt war. Bei der Auflösung des Meisterzeichens war Gyimesi mutiger als Bünker.36 Weil er die HB-Auflösung des Meisterzeichens - die nach R 3, 658 durchaus möglich gewe­sen wäre - nicht berücksichtigte, grenzte er seine Suche auf Namen ein, die mit IB ab­gekürzt sein könnten. Er prägte damit die weitere Forschung zumindest in Ungarn - was nicht bedeutet, dass nicht auch die deutschsprachige Forschung noch lange Zeit eben dieselbe Richtung eingeschlagen hätte. Die irreführende Widmungsinschrift der Crailsheimer Taufschüssel mit der Jah­reszahl 1683 ließ ihn nach einem Meister suchen, der 1683 noch am Leben war, und so kam er auf Georg Bertold.37 Die Einheit von Schüssel und Kanne hat — wie erwähnt - András Szilágyi erkannt. Er verwarf die Zuschreibung an den erst 1678 Meister gewordenen und überdies ka­tholischen Georg Bertold mit Recht und blieb bei Meister IB.38 Da Bünker im Jahre 1907 die Kanne nicht mehr beschrieb, hielt Szilágyi es für wahrscheinlich, dass die Kanne Anfang des 20. Jahrhunderts aus Ödenburg abhanden gekommen und um 1920 in den Besitz des Nationalmuseums gelangt war.39 5. Provenienzgeschichte der Taufkanne Gálffys Stiftung kann in den Inventaren der Evangelisch-Lutherischen Kirche zu Ödenburg über das 18. Jahrhundert hin­weg verfolgt werden. Im Inventar von 1729 sind Taufkanne und Taufschüssel unter den Silber Geräthe[n] als Nr. 4 und Nr. 5 aufgelistet als Eine zur Zier vergoldete Tauf Kanne auf einen Fuß mit Prob, und Ein groß getriebenes Taufe Bret mit Prob. Das Gewicht der Kanne ist mit 3 Mark 11 Lot, das der Schüssel mit 6 Mark 1 Lot an­20

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