Prékopa Ágnes (szerk.): Ars Decorativa 29. (Budapest, 2013)

Dóra REICHART: Die Karriere einer Frau in einem Männerberuf in der Zwischenkriegszeit. Das Werk der Innenarchitektin Zsuzsa Kovács in den 1920er und 1930er Jahren

1. Zsuzsa Kovács: Entwurf eines ländlichen Wohnhauses, 1924. Archiv des Kunstgewer­bemuseums, KLT 747/36 Kaesz fortsetzte und später im Büro von Béla Málnai und Hugó Pál technische Zeichnerin wurde.12 In ihren Lebensläufen betont sie immer wieder, dass ihr Vorbild in dieser frühen Periode - aber auch später - Lajos Kozma war, wie im Fall so vieler ihrer Berufskollegen.13 (Abb. 1) Das Werk von Lajos Kozma ist aus­schlaggebend in der Geschichte des ungari­schen Kunstgewerbes. Von den Künstlern, die später in modernistischer, konstrukti­vistischer Richtung tätig sein sollten, gerie­ten gleich mehrere in den Bannkreis der in Ungarn als „Kozma-Barock“ bezeichneten Tendenz mit expressiver Neigung und schufen die für die 20er Jahre charakteristi­sche, äußerst dekorative Richtung des Art déco in Ungarn. Mit der Zeit wurde der Stil Kozmas schlichter, und ab dem Ende der 20er Jahre wandte er sich ebenfalls den konstruktiven Richtungen des Modernis­mus zu. Zugleich fügt sich seine frühere Treue zur Tradition, das von ihm neu durchdachte und modernisierte Spätbarock und Rokoko klar in diejenige zeitgenössi­sche Tendenz, deren Wirkung in ganz Eu­ropa ab den 1910er Jahren spürbar wurde und die regional charakteristischen histori­schen Stile mit einem modernen Geschmack neu aufleben lassen wollte. Die Manifestie- rung dieser Erscheinung in Ungarn zeigt eine enge Verwandtschaft mit den Arbeiten der österreichischen und deutschen Desig­ner Dagobert Peche, Fritz August Breu- haus, Emil Fahrenkamp, Otto Prutscher, Wilhelm Foltin oder Eduard Pfeiffer. Die naheliegendsten Beispiele finden sich be­reits in den drei wichtigsten zeitgenössi­schen deutschen Fachzeitschriften: Einer der am häufigsten publizierenden Künstler der Innen-Dekoration und der Zeitschrift Deutsche Kunst und Dekoration aus Darm­stadt bzw. Moderne Bauformen aus Stutt­gart war gerade Kozma.14 Das Werk von Zsuzsa Kovács in den 20er Jahren ist hinsichtlich der Untersu­chung der deutsch-ungarischen Beziehun­gen von repräsentativer Bedeutung. Die junge Künstlerin, die ihre Karriere im „Geist von Kozma” begann, kam in die Werkstatt von Gyula Kaesz, der damals ebenfalls am Anfang seiner Laufbahn stand und unter der Wirkung Kozmas entwarf, bzw. von Hugó Pál, der früher jahrelang in Berlin tätig war und in einem äußerst ele­ganten Stil des Art déco schuf. Im Anschluss 87

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