Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 26. (Budapest, 2008)
Anna RÁKOSSY - Noémi VARGA: Ein Dolch aus dem 16. Jahrhundert in der Esterházy-Schatzkammer
oder seines Vorgängers Maximilians II. (Herrschaft: 1564-1576) - gelangte. 27 Die andere ist der sog. Kállay-Dolch in der Waffensammlung des Ungarischen Nationalmuseums, dessen Griff das in das Drachenordenemblem komponierte Wappen mit dem Monogramm „K I" und darüber die Jahreszahl 1543 ziert. Auch der sog. Kállay-Dolch befand sich bis 1933 in der Wiener kaiserlichen Schatzkammer und kam dann in die Sammlung des Ungarischen Nationalmuseums. Zur früheren Geschichte des Dolches besitzen wir keine Quellen. Über die türkischen Hersteller und den Herstellungsort gehen die Meinungen auseinander. Nach Heinrich Glück und Ernst Diez waren der Kailay-, der Dresdener und der Wiener Dolch Geschenke für westeuropäische Magnaten und türkische Arbeiten. 28 Die neueren Forschungen von Ferenc Temesváry, Ibolya Gerelyes und Tibor S. Kovács halten ungarische - siebenbürgische - Herkunft für wahrscheinlich. Nach Tibor S. Kovács kann der sog. KállayDolch die Nachahmung einer türkischen Goldschmiedearbeit sein. 29 Über die Provenienz des anderen Dolches in der Waffensammlung des Ungarischen Nationalmuseums haben wir keine Angaben," 1 auf Grund der Verzierung ist aber festzustellen, dass die Parierstange keine türkische Arbeit ist. Durch die Forschungen von Ibolya Gerelyes wissen wir, dass in Siebenbürgen auch der Stil türkischer Waffen imitiert wurde, aber auf Grund der Quellen kann der Beginn der Herstellung von Waffen türkischer Art nicht auf früher als den Beginn des 17. Jahrhunderts gelegt werden." Der Esterházy-Dolch fungiert in der Schatzkammerliste von 1923 als auf den Anfang oder in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts datierte ungarische Arbeit, 32 laut der Bestimmung durch Ferenc Temesváry kann diese Waffe in Siebenbürgen gefertigt worden sein, eine ungarische Arbeit aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, die dem orientalischen Muster folgte. 31 Die Klingen, Parierstangen und Scheiden der Dolche können als europäische, vermutlich siebenbürgische Arbeiten betrachtet werden. Es ist auch mit der Möglichkeit zu rechnen, dass sogar in den balkanischen und südungarischen türkischen Besetzungsgebieten Metallgegenstände türkischen Charakters hergestellt wurden. Die Elfenbeingriffe sind vermutlich türkische oder persische Arbeiten, von denen der - in voller Länge durchbohrte - Griff des Esterházy-Dolches vielleicht sogar sekundär verwendet sein kann, ebenso wie beim Beispiel des Dresdener Schwertes. Die Herstellungszeit der Dolche kann auf Grund der Waffen mit Datum in die vierziger Jahre des 16. Jahrhunderts gelegt werden. Die Identifizierung der Wappen auf dem sog. Kállay- und dem Wiener Dolch erfordert weitere methodische Forschungen. Wenn diese zum Ergebnis führen, wird die Bestimmung der einstigen Eigentümer möglich, die vermutlich in siebenbürgischen bzw. unter türkischer Oberhoheit stehenden ungarischen Gebieten zu suchen sind.