Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 26. (Budapest, 2008)

Imre TAKÁCS: Opus duplex in der Goldschmiedekunst des 13. Jahrhunderts und die höfische Kultur

ungarischen Hofes im Jahre 1205 und ihr Tod im Jahre 1222 in Palermo - als eine unsichere und als eine ganz sichere Angabe bewertet werden. Egal, von wo die goldene Kleiderzier auch stammt - ihr mitteleu­ropäischer Ursprung ist auch weiterhin die glaubwürdigste Hypothese -, die Jahre um 1220 sind vom Gesichtspunkt der Entwick­lung des Schmuckstils als sicherer chronolo­gischer Stützpunkt terminus ante quem an­zusehen. Wenn man dabei noch den von mehreren Seiten bestätigten Gesichtspunkt berücksichtigt, nach dem es an den mittelal­terlichen herrschaftlichen Höfen nicht Brauch war, als Bestattungsschmuck den neu­esten, noch gut zu benutzenden Schmuck zu verwenden, sondern meistens aus dem Verkehr gezogene, eventuell beschädigte oder ausdrücklich zur Aufbahrung angefer­tigte, billigere Insignien, dann scheint es nicht unvorstellbar, dass die Anfertigung noch vor 1205 erfolgt war und - als unikales Stück - nicht der Mode am Hof von Palermo entsprach. 46 Es sei aber angemerkt, dass der von Daniele veröffentlichten Zeichnung nach, die besten Parallelen zu den Stein- und Perleneinfassungen des Schmucks, miteinbe­zogen die edelsteinbesetzten Nagelköpfe aus dem Palermer Grab, an den Kronen von Krakau sind. Die strenge Symmetrie des mit Löwen und Drachen bereicherten Ranken­geflechts aber weicht gleichzeitig auf charak­teristische Weise von der freieren, naturalis­tischer gestalteten Komposition des Krakauer Rankenwerkes ab. Handelt es sich hier viel­leicht um eine frühere bzw. spätere Variante dieses Stils? Ist die symmetrische Regel­mäßigkeit des Palermer Schmucks ein spätro­manisches Erbe, das bei der Anfertigung der Krakauer Kronen durch frische künstlerische Impulse in den Hintergrund gedrängt wurde? Deutet dieser Unterschied nicht gerade auf ein längeres Intervall zwischen den beiden Zeitpunkten? Im Falle der Krakauer Kronen bedeutet das späteste Anfertigungsdatum die Ver­lobung von Prinzessin Kinga im Jahre 1239, bei der Krone von Plozk die 18 Jahre später erfolgte Eheschließung ihrer jüngeren Schwester Jolanthe mit Boleslaw dem Frommen, Herzog von Kaiisch und Gnesen. Die Anfertigung des aus der Kathedrale von Sevilla im 19. Jahrhundert verschwundenen Diadems knüpfte Percy Ernst Schramm ähnlich den Krakauer Kronen, als weib­lichen Schmuck deutend, an die Hochzeit von Ferdinand III., König von Kastilien, und Beatrix von Schwaben im Jahre 1219 und reihte es in die künstlerischen Produkte des Stauferhofes. 47 Auch diesmal war es Lotte Kurras, die die Aufmerksamkeit darauf lenkte, dass es logischer wäre, den his­torischen Hintergrund der Stilverbindung zwischen der Krone aus Sevilla und den Krakauer Kronen in der Eheschließung des folgenden Herrschers von Kastilien, Jakob I. (der Eroberer) und Jolanthe, der Tochter des ungarischen Königs Andreas IL, im Jahre 1235 zu suchen. 48 Das war nicht die erste dynastische Verbindung zwischen den bei­den entfernten Ländern, denn die Gemahlin König Emmerichs, Bruder Andreas' IL war die später in Palermo bestattete Konstanze, Tante Jakobs I. Dem Eintreffen der mit reicher Mitgift versehenen ungarischen Prinzessin in Barcelona war eine sechs Jahre andauernde diplomatische Tätigkeit voraus­gegangen. 49 Die in Goranu gefundenen Kronen­fragmente (6) können am ehesten zur Zeit des Mongoleneinfalls in die Erde gelangt sein - ähnlich dem aus einem Fundort in Ostungarn stammenden Scheibenfragment (11) oder dem fragmentarischen Scheiben­paar im Ungarischen Nationalmuseum (8). Bei diesen kann die Zeit um 1240 als termi­nus ante quem wahrscheinlich gemacht wer­den. Einer glaubhaften Annahme nach kann

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