Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 26. (Budapest, 2008)

Piroska ÁCS: Nadeletuis in Form von Wickelkindern aus Porzellan

wurde bereits für ungesund gehalten, statt der strammen Binde verwendete man leichte Tücher, die man ziemlich schnell wechselte." Die Etuis entstanden in mehreren Phasen. Die Babys wurden durch Zu­sammensetzung zweier Längsformen (Vor­der- und Rückansicht) gestaltet, indem man sie mit der feuchten Porzellanmasse zusam­menklebte. Die Ganzfigur mit weißer Grundglasur wurde dann bemalt und spätestens vor dem Glasurbrennen ent­zweigesägt (fast alle Exemplare sind auch innen glasiert), meist in Höhe der Schulter und manchmal der Unterschenkelmitte. Die selbstständigen Stücke wurden mit einer Montierung aus Gold, vergoldetem Silber oder vergoldetem Kupfer versehen, und ihre Verbindung sicherte ein Scharnier. Im Kunstgewerbemuseum Budapest und im Christlichen Museum Esztergom finden sich je ein größeres und kleineres Nadeletui in Wickelkindform. Alle Exemplare sind unsigniert, aber eine große Hilfe bei ihrer Bestimmung war die illustrierte Typologie in Meyer-Heilemanns zitiertem Artikel, die er auf Grund der ihm bekannten Stücke zusammengestellt hat. Das größere Nadel­etui von Esztergom ist vermutlich ein Wiener Modell. 14 In der Form, im Charakter der Dekorierung und der Montierung ähnelt es frappant einem Stück bei Meyer­Heilemann, 15 nur in Details der Verzierung zeigt es Unterschiede. Auf dem Schulter- und Beinteil des Steckkissens ist das schön modellierte Tuch rot. Das plastische Wickelband aus waage­rechten Streifen ist weiß, mit unregelmäßig verstreuten lila, blauen und gelben Blumen, in der Mitte sitzt eine große Schleife. Das Baby trägt darüber hinaus ein gefaltetes, mit gelbem Band gebundenes Häubchen, das an den Seiten mit Rosetten befestigte farbige Federn zieren. Das Gesicht des Säuglings ist 4. Signiert. Wien, zwischen 1744 und 1749. Sammlung H. Hagenbach, Basel lebendig, fein gemalt. Die Montierung aus vergoldetem Silber mit Wolfszahnmuster ist ziseliert. Das erwähnte analoge Stück hat eine eingedrückte Signatur im Boden: das zwi­schen 1744 und 1749 benutzte Wappen­zeichen der Wiener Fabrik. Das Etui von Esztergom ist somit aus stilkritischer Sicht ebenfalls als Gegenstand aus Wien, aus der Mitte des 18. Jahrhunderts zu bestimmen. Auf ein Pendant dieses Stückes stößt man in der Keramiksammlung des Kunstgewerbe­museums Budapest. 16 Seine Form und Gesichtsbemalung ist mit dem aus Esztergom identisch und seine Größe stimmt mit dem Wiener Grundmodell überein, also 12,5 cm (0,5 cm größer als das heimische Pendant). Ein Unterschied findet sich nur in der Dekorierung und Montierung. Die Verzierung ist zurückhaltender. Die weiß-lila gefältelte, viergeteilte gelbe Haube des Babys ist unter dem Kinn mit einem lila

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