Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 25. (Budapest, 2007)

Ágnes PRÉKOPA: Die Anfänge der Disziplin Geschichte des Kunstgewerbes und die Geschmacksbildung

genständen, die den Gesichtspunkten der Ma­terialgerechtigkeit und der Zielgerechtigkeit widersprechen, fuhrt er unter anderem eine in Kork geschnittene Landschaft, Haarsticke­reien, Zigarrenetui in Hausform, eine Likörflasche mit Bismarck-Kopf sowie aus Hörnern oder Schießgewähren gebaute Möbelstücke. Eine Beispielsammlung, die an Aufzählungen in Pamphleten gegen den Kitsch gleichkommt, ist für den heutigen Leser speziell als eine bemerkenswerte Angabe zur Geschichte des Kunstgewerbemuseums Abb. 2. Mitra mit Kolibrifederschmuck (Stammbaum Christi). Spanien, 16. Jh. Anfang. Wien, k.k. Hofmuseum (Bildbeschriftung der Farbentafel I., Pazaurek 1912) interessant: „es gibt im Museum eine Kopie eines Munkäcsy-Gemäldes aus Zuckerteig [...], bitte sich diese anzusehen“, außerdem „einen Hut aus Kürbiskömem“.4 Die Infor­mation ist auch deshalb bemerkenswert, weil der Führer von 1907 durch die Sammlungen des Museums keinen Hinweis auf einen Ausstellungsraum oder zumindest eine Vit­rine mit derartigen „mißlungenen“ Gegen­ständen enthält.5 Künftige Forschungen könnten klären, welche weitere „mißlungene“ Gegenstände noch in das Museum gelangt sein könnten (wenn auch wohl nur für kür­zere Zeit und ohne Anspruch auf Inven­tarisierung) und was aus diesen geworden ist. Ein anderer ungarischer Autor, Pal Nädai (1881-1945), befaßte sich besonders viel mit der ästhetischen Erziehung des weiten Publikums. Der Geschmack ist ein Schlüsselbegriff seiner Schriften. Er gab auch seiner stilgeschichtlichen Zusammen­fassung den Titel Geschmacksentwicklung und Stilepochen.k Allerdings schrieb er, um das Publikum zu gewinnen, nicht nur ver­ständlich, sondern auch ausdrücklich unter­haltsam, er präsentierte die Geschichte des Kunstgewerbes - und zahlreiche sonstige Themen aus dem Bereich der Objektkultur im Ton einer leichten Sommerlektüre.7 Sein Band über die Kunst der Wohnungsein­richtung ist als eine Art Haushaltsberater für das breiteste Publikum angelegt, und er stellte darin die Gesichtspunkte der Einfachheit, der Zeitgemäßheit und der Technik in den Mittelpunkt. Es ist ein Vorzug des Bandes, daß Nadai Arbeiten ungarischer Kunstgewerbler seiner Zeit in großer Zahl unter die Illustrationen auf­nahm. Ein eigenes Kapitel ist der Ver­schönerung der Wohnung gewidmet, in dessen kurzem abschließendem Unter­kapitel er die verschiedenen Typen der Geschmacklosigkeiten behandelt. Bedauerlicherweise berief sich die unga­149

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