Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 24. (Budapest, 2006)

Melinda AL-RAVI-KŐVÁRI: Ein koptisches Textilfragment mit der Verkündigungsszene im Kunstgewerbemuseum Budapest und seine Stelle im Kreis der christologischen Zyklen

Souvenirs und ein „locus sanctus" der Pilger. Ihnen wurden übernatürliche Kräfte zu­geschrieben, und sie galten als Zeichen der Frömmigkeit ihrer Träger. 52 Nach E. Kitzinger waren die Pilgerampullen die Vorläufer von Festikonen. 51 Patriarch Nikephoros berichtet, daß viele Christen Phylacterien (Amulette) getragen haben, auf denen Wunder Christi dargestellt waren, um ihre Seele und Körper vor Dämonen zu schützen. 54 Ein dem Kreis der Pilgerampullen sehr nahe stehende und sehr interessante ikonographische Parallele stellt ein Textilfragment im Victoria and Albert Museum dar. Es handelt sich dabei um einen sehr fragmentarischen Stoff, der im Stil der Pilgerampullen aus Monza verziert ist. 55 (Abb. 15.) Im kreisförmigen Innenfeld sind die Szenen jeweils in Medaillonfeldern neben­einander angeordnet. Der Erhaltungszustand des Stoffes erlaubt lediglich die Identifizierung einer Szene: der Taufe Christi. Des Weiteren sind in einer anderen Szene noch einige unter Arcosolien stehende Personen zu erkennen. Diese Szene wird durch eine Architektur ab­geschlossen. Der beschädigte Zustand des Stoffes macht eine Rekonstruktion schwierig. Die christlichen Szenen wurden unter dem Einfluß der Pilgerampullen in Medaillons an­geordnet. Die Frage ist nur, warum es wichtig war, solche Szenen auf Textilien zu übertragen? Möglicherweise wurden die medaillonartigen Darstellungen der Pilgerampullen deshalb auf Textilien übernommen, damit diese die gleiche Schutzfunktion erhielten wie die Ampullen. 6. Zusammenfassung Die Verwendung narrativer Elemente auf Textilien, Ringen, Pilgerampullen, Armbän­dern usw. hat verschiedene Gründe. Deshalb weicht das Ziel und die Art der Ausführung stark voneinander ab. Das verbindende Element ist die narrative christliche Szene, die nach den derzeitigen schriftlichen Quellen sehr beliebt gewesen ist. Das Bildprogramm ändert sich auf den unterschiedlichen Bildträgern, aber das Bestreben die Erinnerungen an die Wunder Christi wachzuhalten und einen Schutz vor Dämonen zu erhalten, spielt eine zentrale Rolle auf den religiösen Objekten. Die Be­deutung der Erzählung war immer Selbstzweck, z. B. die Bildfolge auf Ringen oder Pilgeram­pullen. Die Übereinstimmung von Bildern und die Formsprache weisen darauf hin, daß Vorbilder und Musterbücher den Künstlern zur Verfügung standen. Darstellungen aus dem Leben Christi und Marias dienten dazu, die Frömmigkeit zu demonstrieren, sowie den magischen Schutz vor Dämonen zu sichern.

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