Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 24. (Budapest, 2006)
Melinda AL-RAVI-KŐVÁRI: Ein koptisches Textilfragment mit der Verkündigungsszene im Kunstgewerbemuseum Budapest und seine Stelle im Kreis der christologischen Zyklen
Feldern dargestellt. 21 (Abb. 7.) Die Randborte zeigt eine enge Verwandtschaft mit dem Budapester und dem Freiburger Fragment. 22 Die Details der Figuren sind oberflächlich, aber einige Merkmale weisen auf eine Beziehung zu den obigen Textilfragmenten hin, z. B. die Konturen der Gesichter, die Figuren, die den ganzen Hintergrund ausfüllen, der sog. „Vogelfang" und das Bortenornament. Die verschiedenen Felder des Clavus wurden durch Strichlinien voneinander getrennt. Die weibliche Figur im Zentrum des Clavus ist vermutlich die schwangere Maria (?), denn in ihrem Bauch ist ein Kind zu sehen. Diese Darstellung ist sehr selten. 3.2. Clavusfragment in Boston Das Bortenornament neben der Tänzerin ist komplizierter als die bisherigen Beispiele, denn hier wurden Ranken hinzugefügt. 23 (Abb. 8.) Diese Randzone steht im engen Verhältnis zu dem Budapester und dem Freiburger Stück. Auf rotem Grund befinden sich die Darstellungen einer Tänzerin, einer Putte, von Tieren und Pflanzen, die sich von den oben genannten Beispielen unterscheiden. Die Tänzerin ist auf rotem Hintergrund zu sehen, während der Bortenhintergrund neben ihr blau ist. Der Hintergrund des zentralen Feldes ober- und unterhalb von ihr ist ebenfalls blau, während der Bortenhintergrund hier rot dargestellt ist. Die Farben der Blumen des Bortenornamentes sind folgende: Gelb. Grün. Rot, Grün, Gelb und der Hintergrund ist blau. Das andere Bortenornament besteht aus hellen Ranken mit Herzblättern auf rotem Hintergrund. Die Folge der Hintergründe, die intensiven und dekorativen Farben und die Farbwahl, sowie die detaillierte Darstellung der Figuren verweisen auf einen hervorragenden Künstler. 3.3. Clavusfragment in Tel Aviv Das flächendeckende Muster der Randzone besteht aus tierkopfförmigen, stilisierten Palmettenranken, die das Fragment, nach der Meinung von D. Renner, ins 7-8. Jh. nach Achmim-Panopolis lokalisieren. 24 (Abb. 9.) Die Größe des Bortenornaments und des Figurenfeldes ist fast gleich, sodass dieses Fragment eine andere schematisierte Variante darstellt. Die Figuren, die in Frontalansicht abgebildet sind, befinden sich im inneren Feld und haben keine Hintergrunddarstellungen. Der sog. „Vogelfang", die Hände und das Gesicht der Figuren sowie die Nimben weisen das Fragment der Gruppe der obigen Textilfragmente zu. 4. Zusammenfassung Die Textilfragmente der Gruppe Zierstreifen mit zwei- oder mehr Figuren stehen ikonographisch und technisch in sehr enger Verbindung zueinander und gehören wahrscheinlich zu einer Werkstatt. Sie besitzen Merkmale, die dafür als Beweise herangezogen werden können, wie z.B. das Bortenomament mit Herzblättern und Ranken oder mit Rosetten und Weinblättern. Da das Budapester Textil sehr fragmentarisch erhalten ist, kann kein Schluss auf die Stellung der Szene innerhalb des christologischen Zyklus gezogen werden. Auf den Textilfragmenten ist eine selektierte und wechselnde Folge der Szenen zu erkennen. Die Szenenfolgc der Fragmente - in Freiburg. London und Kopenhagen - ist nicht vollständig. Deshalb ist es sehr wichtig, die Darstellungen der verschiedenen Zierstreifen hinsichtlich der Übereinstimmungen und Abweichungen zu vergleichen. Die Künstler haben die Szenenfolge auf jedem Clavus variiert, sodass sich die Szenen kaum chronologisch einordnen lassen. Auch können nur Vermutungen über die Zugehörigkeit der Stücke zu einer Werkstatt geäußert werden. Die Art der Erzählungen ist zweckmäßig und anspruchsvoll, wie auf den Pilgerampullen. Die Auswahl der Szenen weist auf die magische Funktion hin, dem Träger ein sicheres Leben und Schutz von Dämonen zu garantieren. Hinsichtlich des Verwendungszweckes der Tuniken unterscheidet H. Maguire zwei Hauptgruppen: privater Gebrauch und liturgischer Gebrauch. Die Gewänder, die von den Leuten getragen wurden, besaßen, seiner Meinung nach, magische Bedeutung. Sie dienten im täglichen Leben als Schutz vor Dämonen. 25