Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 22. (Budapest, 2003)

Éva CSEREY: Nachahmungen von Nürnberger Renaissanceofenkacheln

Der oben angeführte Kachelofen mit Passionsszenen, der einst in einer Räumlichkeit der Burg von Nürnberg stand, wurde 1944 zer­stört. Es ist allerdings davon eine in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts angefertigte Nachahmung identischen Maßes, die in Mu­seum für Angewandte Kunst Wien aufbewahrt wird, erhalten geblieben (Abb. 4). 15 Die gegen­wärtig nicht ausgestellte - in Stücke zerlegte und in Kisten verpackte - kunstgewerbliche Schöpfung ist ziemlich gut bekannt, obwohl sie in ihrem ursprünglichen intakten Zustand nur auf einem Foto zu sehen ist, diese Archiv­aufnahme hat heute bereits Quellenwert. Und so wissen wir, daß der Unterbau des zweiteili­gen, grünglasierten Ofens aus Kacheln mit Passionsdarstellungen und der Oberbau aus Kacheln mit Apostelgestalten besteht. Die in der Sammlung des Kunstgewerbemuseums in Budapest aufbewahrten Ofenkacheln mit der Darstellung „Beweinung Christi" bzw. „Aufer­stehung" sind selbst in den kleinsten Details identisch mit den entsprechenden Stücken der in Wien aufbewahrten Ofennachahmung. Die Analogie zeigt sich auch in der Modellierung des Reliefs, in der Ausführung und in der Handhabung der Glasur. All das bringt überzeugend zum Ausdruck, daß die betreffenden Stücke der Budapester Sammlung, als der Aufmerksamkeit werte Exemplare der Neorenaissance, im 19. Jahr­hundert angefertigt worden waren. Diese Fest­stellung wird durch einen weiteren Vergleich noch bestärkt. Der zum Vergleich herangezo­gene Gegenstand ist ein authentisches Kunst­werk im Stil der Spätrenaissance; es stammt aus dem 17. Jahrhundert. Durch einen früheren Ankauf gelangte im Jahre 1885 eine Ofenkacheln mit den obigen Kacheln identischer Rahmung und einem die Himmelfahrt Christi darstellenden Relief in die Sammlung des Kunstgewerbemuseums (Abb. 5). 16 (Der untere Teil des Rahmens fehlte, er wurde in den sechziger Jahren von dem dama­ligen Keramikrestaurator des Museums er­gänzt.) Die Szene füllt die gesamte, bogenför­mig abgeschlossene Bildfläche aus. Aufgrund der charakteristischen Lösung der bildlichen Gestaltung gelangt man zu der Überzeugung, daß die Darstellung ebenfalls dem Schema einer Komposition von Dürer folgt, diesmal diente das entsprechende Blatt der als „Kleine Passion" bekannten Holzschnittserie ( 1509— 1511) - „Himmelfahrt Christi" 17 - als graphi­sches Vorbild. Es ist scheint aufschlußreich zu sein, dieses Stück gründlich mit den beiden oben behandel­ten Ofenkacheln zu vergleichen. Dabei kann man außer der Abweichung in den Maßen auch noch einige andere bedeutende Unterschiede beobachten. Der Unterschied zeigt sich auch in dem abweichenden Gewicht der Stücke, dem zufolge das Material eine andere Zu­sammensetzung aufweist. Das Material der die Himmelfahrt darstellenden Kachel ist dünn und weiß gebrannt, die beiden anderen wiederum sind dick, gelb gebrannt und weitaus schwerer. Der Rahmen ersterer Kachel ist vertieft, gekerbt, jener der beiden anderen breiterer und durch ein profiliertes Glied von fast zwei cm abgeschlossen. Erstere ist mit einer schwärz­lich-grünlichen, letztere mit einer gleichmäßi­gen, glänzenden, moosgrünen Glasur bedeckt. Eine weitere beachtenswerte Tatsache ist, daß die Gestaltung der Rückseite des ersteren Stückes sehr der Lösung der Ofenkacheln ähnelt, die eindeutig an den Anfang des 17. Jahrhunderts datiert werden können; gleichzei­tig unterscheidet sie sich in auffälliger Weise von der - einfacher bearbeiteten - Rückseite letzterer Kacheln. Eine völlig beruhigende Feststellung der Entstehungszeit wird aus­schließlich durch die chemischen Analyse der Ton- und Glasurmaterie bestätigt. Eine weitere zusammenhängende Gruppe der Gegenstände, die von Gusztáv Magyar Mannheimer dem Kunstgewerbemuseum über­lassen worden waren, bilden die drei Ofen­kacheln, auf denen jeweils eine Gestalt aus der klassischen Mythologie bzw. der Geschichte des Altertums dargestellt ist. Ihre identische Rahmenverzierung weicht in auffallender Wei­se von der der vorigen Kacheln ab. Der untere Teil des kannelierten, vertieften äußeren Ran­des ist von einem Rollwerk umgeben, in dem

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