Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 21. (Budapest, 2002)
András SZILÁGYI: Bemerkungen zu einigen Angaben des Nachlaßinventars Kaiser Mattias' I. aus dem Jahre 1619
Es besteht kein Zweifel darüber, daß die beiden zitierten Angaben über ein und dasselbe Ereignis berichten, wie das unter anderen die fast identischen Attribute des ähnlich benannten Geschenkgegenstandes - Geschier bzw. Trinkgeschirr - beweisen; er wurde in Frankreich angefertigt, war reich verziert und war sicher eine imposante Goldschmiedearbeit. Auffallend allerdings ist die Abweichung hinsichtlich des Gewichtes: bei ersterem 22 Mark, 10 Lot., bei letzterem 19 Mark, 6 Lot. Der Unterschied zwischen den beiden Werten ist selbst dann beachtlich, wenn man trotz der identischen Benennung: Mark - nicht mit ein und derselben Gewichtseinheit rechnen muß. In ersterem Fall handelt es sich selbstverständlich um die „Reichs- (Kölner) Mark", in letzterem ist sicher von der „Prager" Mark die Rede. Rechnet man nun die obigen Posten aufgrund des Umrechnungsschlüssels in die heutige Gewichtseinheit um, so erhält man annähernd einen Wert von 5 280 Gramm bzw. 4 864 Gramm. Welcher Wert kommt nun dem tatsächlichen Gewicht der Goldschmiedearbeit näher? Diese Frage muß unbeantwortet bleiben, da der Pokal - das Geschenk der Nürnberger Patrizier aus dem Jahre 1612 - in den späteren Jahrhunderten aus der Schatzkammer der Habsburger spurlos verschwunden ist. Nur eine einstige Federzeichnung ist davon in den Folianten des Nürnberger Stadtarchivs erhalten geblieben. (Abb. 18.) Was nun den Zeitpunkt der Übergabe des Geschenkes anbelangt, so ist es wissenswert, daß die Nürnberger Quellen übereinstimmend den 3. Juli 1612 als das Datum dieses Ereignisses anführen. Jedoch kann das Datum 13. Juli in letzterer Angabe - unter Posten 3477 des Nachlaßinventars - nicht als alleinstehend betrachtet werden. Ja, noch mehr, dieser Zeitpunkt stimmt nicht nur mit den Daten der Biographie des Kaisers Matthias I. überein, sondern auch mit anderen, ebenfalls authentischen, zeitgenössischen Quellen. So sei hier zum Beispiel als glaubwürdiger Zeuge einer der zeitgenössischen Augenzeugen zitiert. Im April 1612 machte sich Erzherzog Matthias - König von Ungarn und Böhmen - in großer Begleitung auf den Weg nach Frankfurt, dem Schauplatz der nahenden Kaiserwahl. Unter seinen Begleitern befanden sich auch einige angesehene ungarische Magnaten und hohe Geistliche, unter ihnen Bálint (Valentin) Lépes (1570- 1623), königlicher Kanzler, zum damaligen Zeitpunkt Bischof von Neutra/Nyitra, später Bischof von Raab/Györ. Er, der berühmte Literat und geistliche Würdenträger, informierte den ungarischen Palatin, Georg Graf Thurzó - der, wie bekannt sein „Amt" seit 1609 inne hatte - in seinen Briefen kontinuierlich und regelmäßig über die wichtigsten Ereignisse der drei Monate dauernden Reise. Hier ein Auszug aus seinem Brief vom 23. Juli: „Seine Kayserliche Majestät traf am 10. Juli in Nürnberg ein, wo die Nürnberger mit schöner Solennität ihn empfingen. ... Seine Majestät weilte vier Tage lang in Nürnberg." 27 Ohne weitere Beispiele, Zitate anzuführen, kann man behaupten, daß ein Teil der Angaben - nämlich die Nürnberger - über den 3. Juli, ein anderer wiederum, ebenfalls konsequent, über den 13. Juli berichtet bzw. eindeutig daraufhinweist, wie zum Beispiel letzterer Briefauszug. Bevor wir nun irgendeinen Widerspruch oder eventuell einen Schreibfehler vermuten, sei darauf hingewiesen, daß der Grund für die abweichenden Daten offensichtlich und leicht einzusehen ist. In Nürnberg wurde zu dieser Zeit und noch eine ganze Weile (in der Metropole des Frankenlandes ganz genau bis 1693) ähnlich wie in der Mehrheit der Reichsstädte mit überwiegend protestantischer Bevölkerung - der traditionelle sogenannte Julianis-Kalender benutzt. 28 Am Hofe der Habsburger und in den unter deren Herrschaft stehenden Ländern, Regionen und Provinzen wiederum war man schon zum Gregorianischen Kalender, den Papst Gregor XIII. vor drei Jahrzehnten, im Oktober 1582, eingeführt hatte, übergegangen. Und das war auch die Lage im Jahre 1612 in Ungarn, obwohl die Mehrheit der Bevölkerung hier zu diesem Zeitpunkt nicht Anhänger des römisch-katholischen Glaubens war, sondern den verschiedenen Richtungen der Reformation, hauptsächlich der Lehre Calvins und Luthers, folgte. Es ist also hier nicht von einem