Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 21. (Budapest, 2002)

András SZILÁGYI: Bemerkungen zu einigen Angaben des Nachlaßinventars Kaiser Mattias' I. aus dem Jahre 1619

einstigen Aufzeichnungen, Tagebücher, das heißt die zeitgenössischen Zeugen der Ereig­nisse, ja, die authentischen Berichterstattungen der Teilnehmer. 7 Die Darlegung der angeführ­ten Fakten erachten wir deshalb als notwendig, weil sich in der neueren internationalen (öster­reichischen) Fachliteratur nicht geringe Unge­nauigkeiten dahingehend zeigen, was den Zei­tpunkt und die Umstände anbelangt, wann und welchen Überlegungen gemäss die Krone nach Wien gelangt war. 8 In den sechziger Jahren sammelte Jolán Balogh eine überaus grosse Anzahl solcher Daten zusammen, die sich auf die Kunstsamm­lungen Matthias Corvinus', unter anderen auch auf die legendär reiche Schatzkammer bezie­hen. 9 Diese von ihr publizierten Dokumente können hier ergänzt werden, und zwar durch den Posten Nr. 2125 des Nachlaßinventars: „Ain doppelte schallen von Jaspis, darinnen amatist, carniol, agata und andere stain es natu­ra gewachsen, so von Matthias Corvinus her­reichend und der dreisigister ... (?) ... zu Pressburg ihrer maj. Matthie auf dero crönung ( ) verehrt, obenauf gahr sauber konstreich geschmelzt." 10 Es sei festgestellt, daß diese Angabe bis heute mit keinem einzigen existierenden - aus exotischem Material bestehenden, mit Edel­steinen und Email verzierten - erhaltengeblie­benen Kunstgegenstand eindeutig identifiziert werden konnte. Die zitierte Mitteilung berei­chert also - leider nur - die Reihe der zahlrei­chen Daten, die über später vernichtete, eventu­ell verborgene Stücke berichten. Seitens der ungarischen und ausländischen Forscher wurde bisher nur ein einziger Versuch unternommen, eine Angabe des Nachlaßin­ventars mit irgendeinem Stück der Esterházy­Schatzkammer in Verbindung zu bringen. Ru­dolf Distelberger, einer der Veranstalter der erfolgreichen, denkwürdigen, die Rudolfini­sche Kunst aus Prag vorführenden Ausstellung von 1988 in Wien, unternahm diesen Versuch in dem Katalog der erwähnten Ausstellung bei der Beschreibung einer von Budapest ausgeliehe­nen Goldschmiedearbeit. 11 (Abb. 3.) Dieser Pokal, von dem hier die Rede ist, charakteri­siert der Autor sehr zutreffend: „nicht der an sich unbedeutende Pokal interessiert hier, son­dern die auf ihm montierten Juwelen." Allerdings, die prächtigen, phantastisch applizierten Schmuckstücke an der Oberfläche des Pokals - genauer der Gefäßkörper - sind es, die in erster Linie Aufmerksamkeit verdienen, denn diese werfen sehr bedeutsame, früher nicht behandelte, eher flüchtig berührte Att­ributions- bzw. Datierungsfragen auf. Zu die­sen nimmt der oben genannte Wiener Wissen­schaftler eindeutig und sehr überzeugend Stellung. Er schreibt die dominanten Stücke der applizierten Verzierung, die mit Tierfiguren dekorierten Juwelen (ganz genau, fünf von die­sen, die als Original angesehen werden kön­nen), Jan Vermeyen, dem Meister der Rudolfi­nischen Goldschmiedekunst von herausragen­der Bedeutung, zu und datiert diesen in die Zeit zwischen 1600 und 1606 („Die Zuschreibung des Schmuckes auf dem Pokal an Jan Vermeyen kann sich auf viele Details ... berufen, die seine 'Handschrift'bezeugen ..."). (Abb. 4-8.) Von den diese Argumente unterstützenden Wahrnehmungen sind die, die sich auf den ge­genwärtigen Zustand der applizierten Schmuck­stücke berufen, besonders eindrucksvoll, wo­nach „in keinem der Juwelen der ursprüngliche Stein erhalten ist". 12 Ausgehend von dieser letzteren Tatsache und unter Berücksichtigung einiger sonstiger Umstände wirft Distelberger eine überaus zu erwägende „weitere Untersu­chungen beanspruchende" Möglichkeit auf. Nämlich die, daß die Juwelen ursprünglich Zubehör jenes Halsbandes gewesen seien, über das das Nachlaßinventar Kaiser Matthias' I. aus dem Jahre 1619, unter Posten 890, folgender­maßen berichtet: „Ain Halsband von gold mit achterlei thürn (Tieren), der corpus von perimutter; daran ist zu gebrauchen die große diemant, so in der cron sind; dann es ist darzue gerichtet worden." 13 Darüber kann absolut kein Zweifel bestehen, wie diese verhältnismäßig wortkarge, aber viel-

Next

/
Oldalképek
Tartalom