Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 21. (Budapest, 2002)

András SZILÁGYI: Bemerkungen zu einigen Angaben des Nachlaßinventars Kaiser Mattias' I. aus dem Jahre 1619

ANDRÁS SZILAGYI BEMERKUNGEN ZU EINIGEN ANGABEN DES NACHLAßlNVENTARS KAISER MATTHIAS' I. AUS DEM JAHRE 1619 Eine der wertvollsten schriftlichen Quellen der europäischen Kunstsammlungsgeschichte, genauer der Geschichte der Kunstsammlungen von Herrschern, ist das Inventar, das in den Jahren zwischen 1607 und 1611 von der legen­dären Prager Schatzkammer Rudolf II. angefer­tigt worden war. 1 Der Veröffentlichung im Jahre 1976 ging eine gründliche, weitverzweig­te philologische Forschung voraus, wovon mehrere von den Herausgebern zusammenge­stellte Beilagen, Tabellen und Appendizes zeu­gen. Als ein bedeutendes Ergebnis dieser methodischen Forschungsarbeit kann das drei Seite umfassende Verzeichnis der Kunstgegen­stände betrachtet werden, das die heute noch existierenden, das heißt erhaltengebliebenen und identifizierbaren Stücke der einstigen Sammlung enthält. Es sind darin nicht weniger als 102 Posten angeführt; die meisten davon sind Kunstwerke, die heute in der Sammlung des Kunsthistorischen Museums Wien aufbe­wahrt werden. Einige der Kunstgegenstände aber - der Zahl nach fast 40 Stück - befinden sich in berühmten Museen Europas bzw. Amerikas. Es bestehen keine Zweifel darüber, daß die Liste - die wahrscheinlich auch von ihren Bearbeitern damals nicht als „endgültig" betrachtet worden war - in dieser Beziehung aufgrund der Forschungsergebnisse in den letz­ten Jahren und Jahrzehnten etwas erweitert werden könnte. Was zum Beispiel das Material der öffentli­chen Sammlungen Ungarns anbelangt, so scheint es fast sicher zu sein, daß in diesem ­neben dem berühmten Relief König Matthias' und seiner Gemahlin Beatrix aus weißem Marmor 2 - wenigstens ein weiteres Kunstwerk zu finden ist. Nämlich das Stück, welches in dem Rudolfinischen Inventar aus dem Jahre 1607/11 bei den von Perlenmutter gefassten Geschirren an zweiter Stelle genannt und fol­gendermaßen gekennzeichnet ist: „Des Bezolts von Nürnberg schon gross perienmutter sehne g­gengeschir ...Anno 1609". 3 Dieser Posten kann - so meinen wir - ganz ruhig mit einem der Hauptwerke von Hans Petzolt, einem prächti­gen Stück der einstigen Esterházy-Schatzkam­mer, identifiziert werden (heute: Kunstgewer­bemuseum, Budapest). 4 Zweifellos könnte diese umfassende, grund­legende Kenntnisse beanspruchende Forschung­saufgabe, wie sie sich Rotraud Bauer und Her­bert Haupt 1976 zum Ziel gesetzt hatten und deren Lösung sie damals anstrebten, auch bei anderen zeitgenössischen schriftlichen Quellen durchgeführt werden, was sehr wichtig wäre und früher oder später auch unbedingt vorge­nommen werden muß. Unter den mehr oder weniger gleichaltrigen schriftlichen Quellen ähnlichen Charakters ist das ebenfalls überaus umfangreiche - 3 909 Posten anführende ­Kunstwerkverzeichnis von hervorgehobener Bedeutung, das im Mai 1619 erstellt worden war und als Nachlaßinventar des Kaisers Mat­thias I., (Abb. 1.) bekannt ist. 5 Es erscheint zweckmäßig, zu dieser ambitiö­sen (und sicher die Zusammenarbeit vieler Experten erfordernden) Forschungsaufgabe ­das heißt zu einer derartigen Aufarbeitung des Nachlaßinventars - an dieser Stelle, gewisser­maßen als Vorbericht, in erster Linie von „un­garischem Gesichtspunkt" aus Stellung zu neh-

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