Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 19. (Budapest, 2000)

Emőke LÁSZLÓ: Maria Christin a Staretins Stickmusterzeichnungen aus 1697

EMŐKE LASZLO MARIA CHRISTINA STARCTINS STICKMUSTERZEICHNUNGEN AUS 1697 Im Archiv des Budapester Kunstgewer­bemuseums wird ein kleinformatiges (15,5 X 21,5 cm), in Halbpergamen gebundenes Zcichenbüchlein aufbewahrt, das das Mu­seum im Jahr 1937 vom Kunstmaler Lajos Makó käuflich erworben hat (Klt.63.) 1 . Auf dem Titelblatt liest folgenden Text, der mit roter Tinte geschrieben ist: „Anno 1697 den 15 April hab ich Maria Christina Staretin, durch Gottes Gnad anfangen zu reissen, bey der vil Ehr und Tugent begabten Jungfrauen Jacobina Sibilla Millerin. — Lust und Liebe zu einem Ding, macht alle Müh und Arbeit Ring."~ (Abbildung 1). Auf den ersten 8 Blättern des insgesamt 45 Blätter enthalt­enden Büchleins findet man schwarze, mit Feder gezeichnete Stickmuster, die infolge ihres matten Zustandes heute bereits als dunkelbraun aussehen, auf den Blättern 9­17 Klöppelspitzenmuster, auf den Blättern 18-24 mit roter Kreide angefertigte Blumen­zeichnungen, auf den Blättern 25-45 mit Aquarelltechnik gemalte Blumen- und Tier­zeichnungen, ferner die Darstellung der zwölf Monate. Wie es aus dem Titelblatt ersichtlich ist, waren sowohl der Zeichner als auch der Meister des Musterbuches ein Deutscher. Anhand der einfachen geklöpp­elten Spitzen, die den Stickmustern folgen, dürfen wir zu Recht annehmen, dass die Zeichnungen an einem Ort entstanden sind, wo man sich auch mit Spitzenklöppelei beschäft hat. Der zweite Teil des Muster­buches enthält Blumenzeichnungen in na­turalistischem Stil. Die roten Kreidezeich­nungen sind bloss einfache Skizzen, die Aquarelle sind hingegen reife, begabte Ar­beiten, die als Vorbild für solche Stickereien dienen konnten, die mit einer Nadelmal­technik hergestellt werden. Im Europa des 17. Jahrhunderts erschie­nen zahlreiche Blumenbüchcr, von denen vielleicht die Arbeiten Hortus Floridus von Crispyn de Passe (1614) sowie Florilegium Novum von Theodor de Bry und Adriaen Collaert (1. Aufl. 1612) die berühmtesten waren und einer Anzahl von Designern als Vorbild gedient haben. Zwischen den mit Feder gezeichneten Streifenmustern und den späteren Blumenmustern kann ein durchaus grosser Unterschied festgestellt werden. Daher erhebt sich die Frage, ob denn diese Zeichnungen von einer Hand stammen, oder ob das halb leer gebliebene Büchlein von je­mandem anderen fortgesetzt wurde? Beide Möglichkeiten sind vorstellbar. M. Chr. Staretin wird wohl als ganz junges Mädchen zu zeichnen angefangen haben, somit dürfte sie jenen Stilwechsel erlebt haben, die sich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts auch auf dem Gebiet der Stickerein voll­zogen hat. Angesichts der Tatsache, dass wir so gut wie gar nichts über den Her­stcllungsort des Musterbuches wissen, haben wir vor, dass wir es vom Gesichts­punkt des Musterschatzes der ungarischen Stickereien, der sogenannten Adelssticke­reien des 17. und 18. Jahrhunderts aus un­tersuchen werden, daher beschränkt sich vorliegende Studie auf die Stickmuster der

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