Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 19. (Budapest, 2000)

András SZILÁGYI: Aus dem Hradschin in Prag in die Burg von Forchtenstein. Über die Herkunft eines hervorragenden Prunkstückes der Esterházy-Sammlung

Was die späteren Quellen anbelangt, die herangezogen werden können, so ist das Inventar von Ferdinand II. aus dem Jahr 1621 schon im voraus aus ihnen aus­zuschliessen. Zum einen wegen späterer, im Jahr 1620 stattgefundener historischer Ereignisse (sie werden später kurz behandelt werden), zum anderen aus rein praktischen Gründen. Dieses Prager Verzeichnis gibt nämlich — bekanntlich - keine Gewichts­werte an. [Gerade aus solchen Erwägungen mussten wir diesmal auf die Erörterung eines anderen, in mancher Hinsicht überaus interessanten Verzeichnisses von Kunst­gegenständen verzichten, das im letzten Jahr des dreissigjährigen Krieges, im Jahr 1648 in Schweden angelegt worden war. Ver­gleiche: B, Dudik: Die Rudolphinische Kunst- und Raritätenkammer in Prag. In: Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. XII. 1867. S. XXXIII­XLIV.] Vorerst wollen wir aber versuchen, eine grundlegende Frage klarzustellen. Es ist nämlich äusserst wichtig, jene Frage zu beantworten, die als Schwerpunkt aller weiteren Voraussetzungen gilt: Wieso lässt sich der gegebene Gewichtswert umrechnen, d.h. was ist sein Equivalent, wenn es in gegenwärtigem Massstab, zumal in Gramm bezeichnet wird? Genauer gesagt, versteht sich der tatsächliche Gewichts wert in sogenannter Kölnischen Mark („Reichs­mark"), oder in Prager Mark? Zwischen diesen beiden ergibt sich bekanntlich ein wesentlicher Unterschied betreffs des Um­rechnungsschlüssel: Eine Einheit der vori­gen ist nämlich mit 240 Gramm, jene der letzteren dagegen mit 255,74 Gramm iden­tisch. 5 Es sei festgestellt, dass in diesem Fall, unserer Überzeugung gemäss, die zweite Lösung gefolgt werden sollte. Es lohnt sich aber, die Umrechnung auf Grund beider Gewichtswerte vollzuführen. Betrachtet man die Kölner Mark als Schlüssel der Um­rechnung, bekommt man 3600 Gramm als Resultat. Wird dagegen die Prager Mark als Ausgangspunkt der Kalkulation akzeptiert, gewinnen wir 3836,1 Gramm, als Ergebnis der Transaktion. Nun stellt sich die Frage, ob im Oeuvre Petzolts solche Werke, und zwar Schnecken­pokale (nach heutigem Wortgebrauch eher: Muschelpokale) vorhanden, d.i. erhalten geblieben sind, deren Gewicht sich fest­stellen und mit den gegebenen Werten sich vergleichen lässt? Laut unserer bisherigen Kenntnisse drei Goldschmiedearbeiten kön­nen in Frage kommen. Eine von diesen gehört der Sammlung des Budapester Kunst­gewerbemuseums, 6 zwei weitere Stücke werden in Stuttgart, im Württembergischen Landesmuseum aufbewahrt, 7 Authentische historische Angaben sprechen eindeutig dafür, dass die beiden letzteren Prunkstücke in der zweiten Dekade des 17. Jahrhunderts — d.h. vor 1619 — die Schatzkammer der Herzöge von Württemberg bereichert haben. Dieser Umstand bedeutet, dass sie diesesmal, aus unserer Hinsicht praktisch irrelevant sind. Umso wichtiger ist dagegen der Budapester Pokal, der nach heutigen Messungswerten gerade 3795 Gramm wiegt. (Abb. 1, 3.) Dieses Ausmass annähert tatsächlich den „Gegenwert" von 15 Prager Mark (3836,1 Gramm), doch lässt sich zwischen den beiden Mengen ein nicht geringer Unterschied, nämlich 41 Gramm feststellen. Es fragt sich, ob es sich hier um einen Unterschied handelt, der eine etwaige, hypothetische Identifizierung ab ovo und kategorisch ausschliesst, oder nicht. Es ist äusserst nötig, einige Fakten vor der Entscheidung in Betracht zu nehmen. Als wesentlicher Umstand erweist sich, dass der Erhaltungszustand des Budapester Po­kals bei weitem nicht vollkommen und mangellos ist. Von den zwölf kleinen, appli­zierten Rosetten, die ursprünglich den unteren Rand des Deckels dekorierten, sind zurzeit bloss fünf vorhanden, die weiteren sieben Stücke fehlen. Ursprünglich und bis

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