Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 19. (Budapest, 2000)

Emőke LÁSZLÓ: Maria Christin a Staretins Stickmusterzeichnungen aus 1697

Jenő Rosznákys.Von hier aus gelangte er in die Kollektion der Frau Dr. István Balassa, anschliessend in den Besitz des Museums 17 . In den Ecken der gestickten Vorlage des Kissenbezugs stehen vier grössere, in der Mitte der Seiten vier kleinere — aus einem Herz herauswachsende — symmetrische Blu­mensträuche. Das Innere der mit Kontur­linien gestickten Stämme der Sträuche wird von einem zickzacklinienförmigen Muster ausgefüllt. Die trichterförmigen Blumen der Sträuche, die fleischigen, leicht gewellten Blätter, sowie die Zeichnung der Tulpen und die innere Ausfüllung der einzelnen Motive zeigen eine starke Verwandschaft mit der oberen Zeichnung auf dem sie­benten Blatt des Musterbuches. Auf dem Kissenbezug findet man kaum orientalische Elemente, er kann für ein herausragendes Stück der ungarischen Stickereien aus der Zeit des Frühbarocks gehalten werden. Auf den beiden oberen Streifen des sechsten Blattes und auf dem achten Blatt (Abbil­dung 18) zeigt ein Seitenzweig der wellen­förmigen Ranken eine spirale Biegung, im Inneren sitzt je ein grösserer — manchmal in einer konträren Position dargestellter — Blumenkopf. Diese Ranken, die einen ver­schiedenartigen Rhythmus zeigen, spiral­förmig angelegt sind und eine dauerhafte Wallung darstellen, findet man in fast jeder Gattung der europäischen und der ungar­ischen Kunst der Renaissance. Auf den un­garischen Stickereien erscheinen sie ­hauptsächlich auf Tüchern und auf Decken­rändern — in einfacheren Varianten (Abbil­dung 19). Mithin können die Musterzeichnungen in erster Linie mit der westeuropäischen Orna­mentik in Verbindung gebracht werden. Kontinuierlich wallende oder aus einer zent­ralen Wurzel sich entfaltende Ranken kom­men auf den ungarischen Adelsstickereien selten vor, für diese sind eher die serien­mässige Wiederholung der einzelnen Mus­ter oder Motive charakteristisch, und dies lässt sich später auch in der Volksstickerei beobachten. „Die Kraft liegt in der Wieder­holung", erklärte eine Stickerin im vorigen Jahrhundert 18 . Jede der als Analogie ange­führten ungarischen Stickereien stammt aus dem ehemaligen nördlichen Teil Ungarns, der heutigen Slowakei, also aus jenem Gebiet des einst dreigeteiltcn Landes, das auch während der Türkenzeit zu Ungarn unter königlicher Herrschaft gehört hat. Hier kamen die westeuropäischen Einflüsse stärker zur Geltung, was sich auch auf un­seren nordungarischen Stickereien beo­bachten lässt. Stammt also das Musterbuch von ungarischem Territorium, so müssen wir seinen Meister unter der deutsch­sprachigen Gemeinschaft des ehemaligen Nordungarns suchen. AMMERKUNGEN Im Jahr 1937 schickte Jenő Káldy nach dem Tode des Museumsdirektors Dr. Károly Layer dem Museum 500 Pengő als Ablösungsbetrag für Kranzspende; aus deiser Summe wollte man ein würdiges Objekt kaufen (Kunstgewerbemuseum, Archiv - Sign.: 81/1937). Das nicht viel später erworbene Musterbuch wurde letztlich aus an­deren finanziellen Mitteln von dem Kunstmaler Lajos Mikó abgekauft. Leider finden wir über den Künstler keinerlei Angaben, im Lexikon wird bloss ein gewisser Bertalan Makó (Bu­dapest, 1890 — ?) erwähnt, der in Budapest geboren worden war und in Wien, München, Dresden und Paris studierte, und im Jahr 1924 auch in Hollywood arbeitete (Művészeti Lexikon [Kunstlexikon]. Red.: László Eber. Budapest, 1935.). 2 Für die Lesart des Textes verdanke ich Dr. Sarolta Molnár. 3 Gertrúd Palotay: Régi erdélyi hímzésminta­rajzok (Alte Stickmusterzeichnungen aus Sieben­bürgen). Erdélyi Tudományos Füzetek (Wis-

Next

/
Oldalképek
Tartalom