Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 15. (Budapest, 1995)

In Memoriam

DONKA MAROS (1948-1994) Sie erhielt eine „Doppelbegabung" vom Schicksal, wie so viele andere. Überdenkt man den Lebensweg von Donka Maros, klingt diese Feststellung keineswegs wie eine Binsenwahr­heit, vielmehr erweist sie sich als genau und zutreffend. Es wurden ihr reiche Gaben, unter ihren Altersgenossen seltene Begabungen in die Wiege gelegt, aber die plötzlich und scho­nungslos über sie hereingefallene unheilbare Krankheit ließ ihr schmerzlich wenig Zeit, um ihre reichen Gaben voll zu entfalten. Zu Beginn ihrer Laufbahn konnte sie sich vom Schicksal begünstigt fühlen. Die „Entde­ckung" Italiens mit einem Stipendium des Un­garischen Instituts in Rom, dann eine Studien­reise in Paris und London - derlei galt um jene Zeit, um 1970/71, als eine Laune des blinden Schicksals und war nur den wenigsten zuteil geworden. Zu jener Zeit war sie vor allem unter ihren Kollegen im Kunstgewerbemuseum, unter Restauratoren und Kunsthistorikern bekannt, nur sie wußten von ihren vielseitigen und gründ­lichen Kenntnissen und von ihrer außergewöhn­lichen Affinität zu den Kunstwerken. Später, zwischen 1972 und 1977, absolvierte sie ein Studium der Kunstgeschichte an der Budapes­ter Universität, und dadurch war ihr Name und ihr einnehmendes Wesen in immer weiteren Kreisen bekannt geworden. Das nicht gerade laut verkündete, aber gewiß einhellige Urteil der Fachkreise war zweifellos richtig: Die Ar­beiten von Donka Maros mußten von Anfang an mit Aufmerksamkeit verfolgt werden. Es lohnte sich durchaus, ihre Ausstellungen zu be­suchen, ihre Kataloge genau zu studieren und sich sorgsam aufheben, denn diese zeigen bei­spielhaft, mit welch umfassenden Kenntnissen und mit welcher Einfühlung sie den Schätzen des Kunstgewerbes alter Zeiten heranging. Ähn­lich anspruchsvoll war sie auch auf anderen Gebieten; inventionslose, bequeme Lösungen waren ihr genauso zuwider wie kleinliche, bil­lige Kompromisse. Überzeugende Beweise dafür liefern die sich selbst gestellten Aufgaben und die imponierend erfolgreich ausgeführten Arbeiten sowie ihre Erfolge, die sie in der seit langem betreuten und seit 1983 auch offiziell ihr unterstellten Sammlung auf dem Gebiet der Bereicherung und Bearbeitung aufzuweisen hatte. Eine sehr wichtige - wenn auch gewiß nicht die einzige - Voraussetzung dafür waren die Sicherheit und die Folgerichtigkeit ihrer souveränen Meinungsbildung. Auch sie war freilich nicht unbeirrbar - wer könnte es auch sein - aber bei wichtigen, bezüglich ihres Berufs wesentlichen Fragen konnte man mit Sicherheit auf ihr festes Urteilsvermögen rech­nen, ganz gleich, ob es sich um die Qualität eines Kunstwerks, den Rang eines umstrittenen Lebenswerks oder die Beurteilung einer fach­lichen Leistung handelte. Sie bildete ihre Mei­nung gewiß nicht aus einem starren, ungedul­dig strengen Standpunkt heraus - dergleichen stand ihr denkbar fern -, ganz im Gegenteil: sah sie sich den unbezweifelbaren Zeichen des Talents gegenüber, trat ihr verständnisvolles, empathisches Wesen in den Vordergrund. Ge­genüber dem Mittelmaß und ambiziöser, selbst­sicherer Talentlosigkeit konnte sie jedoch keine Geduld und kein Verständnis aufbringen. Sie hielt keine großen Stücke von Menschen, bei denen sie vorsichtige Kleinlichkeit, taktische,

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