Forgács Éva (szerk.): Ars Decorativa 9. (Budapest, 1989)
SZILÁGYI András: Ignaz Wilhelm Dermer ötvösmüvei Magyarországon
schaulichenden bildlichen Darstellungen des in Ungarn gedruckten,Jesuiten-Propagandamaterials der Zeit berücksichtigen, so haben wir ein eigenartiges Phänomen zu bemerken, das von unserem Gesichtspunkt aus nicht ohne Belang ist. In diesen Werken wir kaum, eigentlich nicht einmal fallweise der Darlegung jener dynastischen, gleichzeitig aber auch sakral geprägten Reichsidee, der unmissverständlichen, je bereits sogar demonstrativ wirkenden Betonung der hingebungsvollen, untertänigen Treue zum Hause Habsburg, die am Programm der Monstranz — vor allem durch die schier ungewöhnliche Darstellung der Rudolfslegende — zum Ausdruck gelangt. In diesem Zusammenhang halten wir es für charakteristisch, dass die Gestalt von Rudolf von Habsburg nur äusserst selten, seine legendäre Tat hingegen nicht einmal als kurzer Hinweis in den diesbezüglichen, zu propagandistischen Zwecken verfassten Arbeiten der Selbstverständlich will das nicht bedeuten, als ob die Jesuiten in Ungarn nicht zahlreiche Lobgedichte geschrieben hätten, in denen sie den Königen der Dynastie, so auch Karl III gehuldigt hätten, oder keine Aufträge zur Anfertigung solcher Kompositionen — vor allem Buchillustrationen — gegeben hätten. Diese Arbeiten loben aber den Herrscher als den gütigen Schirmherrn von Ungarn, als die Stütze der Bistümer, und den Wiederhersteller der alten, traditionellen Rechtspraxis, oder — vor allem — als den Mäzen von Jesuitenklöstern, -Schulen, sowie der Universität von Nagyszombat-Tyrnau. 29 Das wichtigste liegt aber darin, dass das grundlegende und häufigste Element der Jesuitenpropaganda, der Gedankenkreis des Regnum Marianum bei den inländischen Autoren nur als äusserste Seltenheit im Zusammenhang mit der habsburgischen Reichsidee vorkommt, dieser untergeordnet aber, das heisst so, wie es im Darstellungsprogramm der Györer Monstranz erscheint, unseres Wissens nie anzutreffen ist. Eine unbedingte Loyalität den Habsburger-Kaisern bzw. der Dynastie gegenüber, die übrigens ein ziemlich häufig wiederkehrendes Motiv in den zeitgenössischen Arbeiten nicht nur der österreichischen, sondern auch beispielsweise der böhmischen Jesuitenautoren ist, scheint die propagandistische Tätigkeit der ungarischen Jesuiten in den Jahren um 1730 weniger zu charakterisieren. All das schliesst selbstverständlich nicht aus, dass das Programm der Dermerschen Monstranz ein Mitglied des Jesuitenklosters zu Győr vorgeschrieben hätte, doch halten wir diese Möglichkeit, in Kenntnis der oben ausgeführten Erwägungen, bei weitem nicht zutreffend. Diese Möglichkeit wird von einem weiteren Umstand, wenngleich nicht eindeutig dementiert, doch äusserst problematisch gemacht. Angesichts der ungewöhnlichen, in mehrfacher Hinsicht einzigartigen Darstellungen und Aufschriften des Kunstwerkes scheint es einleuchtend und fast sicher zu sein, dass der Auftraggeber und der Goldschmied durch einen unmittelbaren, persönlichen Kontakt miteinander verbunden waren. Sollten die Györer Jesuitenpatres die Auftraggeber gewesen sein, so wäre für sie viel einfacher gewesen, wenn sie mit dieser Arbeit einen Meister beauftragt hätten, der in ihrer Stadt oder in dem nahe gelegenen Pozsony (Pressburg, heute Bratislava, CSSR) wohnhaft war. Hingegen wissen wir, dass die Monstranz von Ignaz Wilhelm Dermer in Wien angefertigt wurde. Von wem konnte dieser junge Wiener Meister den Auftrag erhalten haben, mit dem sicherlich ausführlich geschilderten, genauen Programm. Wenngleich uns auch keine unmittelbare Angabe zur Verfügung