Forgács Éva (szerk.): Ars Decorativa 9. (Budapest, 1989)

SZILÁGYI András: Ignaz Wilhelm Dermer ötvösmüvei Magyarországon

Babenberger-Ahnen, dass heisst, sie wie­sen häufig darauf hin, dass sie die recht­mässigen, legitimen Nachkommen der aus­gestorbenen Dynastie der Babenberger sind. Unter Berücksichtigung all dieser Tatsachen kann festgestellt werden, dass das ikonographische Programm der Mon­stranz zwar auf mittelbare Weise, jedoch eindeutig dieselbe Reichsidee zur Geltung bringt, die von den Fresken in Prag, in Bamberg und in Kremsmünster, ferner dem Tannenbergischen Thesenblatt, den gattungsmässigen Forderungen der profa­nen Apotheose entsprechend, unverhüllt verkündet wird. Zugleich beinhaltet dieses Programm — infolge der Aufschriften „Patrónus Aus­triae" bzw. „Patrona Hungáriáé", die zur Figur des Hl. Josef bzw. der Madonna ge­hören —, obendrein noch eine eigenartiges neues Element. Selbstverständlich bedeutet Österreich unter der Schirmherrschaft des Hl. Josef hic et nunc, im Jahre 1731 nicht jenen Nationsbegriff, der sich erst Ende des 18. Jahrhunderts herausbilden wird. 20 Darunter sind zuallererst die von den Ah­nen geerbten österreichischen Länder zu verstehen, die im Geiste dieser Ahnen zur Blüte erhoben und zu einem Grundpfeiler des Reiches gemacht wurden. Hungária erscheint dagegen, in diesem Zusammen­hang, als ein von den unmittelbaren Vor­fahren zurückerobertes — aus ihrem Ge­sichtspunkt: „pazifiziertes" — und durch deren eifrige Bestrebungen rekatholisier­tes Land; da seine Bedeutung innerhalb des Reiches beträchtlich gewachsen ist, bildet es bereits dessen anderen Schwer­punkt. Diese dynastische, zugleich aber auch sakral geprägte Reichsidee nimmt sich beherzt des von den ungarischen Je­suiten ausgearbeiteten und propagierten Gedankenkreises des Regnum Marianum an und integriert ihn, allerdings betont unter Verzicht auf die Idee eines nationa­len Königtums, die ihr in anderem Kon­text und eher vor dieser Zeit anhaftete Im ikonographischen Programm der Monstranz von Győr schwingt eindeutig auch ein solcher Sinngehalt mit, der in der österreichischen Kunst der Epoche, von der Vervielfältigungsgraphik bis zu den monumentalen Kunstgattungen, . oft zum Vorschein kommt. Es genügt, wenn wir auf das imposante Deckenfresko im Kaisersaal des Augustinerchorherrenstifts Sankt Florian hinweisen 21 (Abb. 12). Dieses Werk stammt von Bartolomeo Altomonte aus der Zeit von 1722 bis 1724. Die beiden, Österreich und Ungarn verkörpernden al­legorischen Frauengestalten huldigen dem Kaiser Karl VI, der zwischen Wolken als thronender Jupiter abgebildet ist. An die­sem Gemälde bzw. an ähnlichen Kompo­sitionen haben wir freilich keinesfalls das Ideal irgendeines dualistischen Staatenge­bildes zu sehen, sondern vielmehr die bild­liche Darstellung jener, bereits erwähn­ten Reichsidee, die der gedanklichen und ideologischen Untermauerung der Herr­schaft Karls VI diente. In Kenntnis über Werke dieser Art, die in gewisser Hinsicht als Analogien be­trachtet werden können, lässt sich nun die Frage stellen: was für ein Ereignis mag wohl die Anfertigung der Monstranz der Győrer Jesuitenkirche 1731 angeregt und veranlasst haben, bzw. von wem mochte und konnte dieses von umsichtiger Kon­sequenz zeugende ikonographische Pro­gramm ausgearbeitet worden sein. Es ist leichter, die erste Frage zu beantworten, da uns einschlägige historische Angaben zur Verfügung stehen. Die Monstranz wurde gleichzeitig mit einer der hervorra­gendsten Schöpfungen der ungarischen Freiraumplastik im Barockzeitalter, dem Bundesladendenkmal in Győr angefertigt. Die Umstände der Entstehung letzteren Werkes sind wohl bekannt. Im Jahre 1730

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