Forgács Éva (szerk.): Ars Decorativa 9. (Budapest, 1989)
SÁRMÁNY Ilona: A deszkabútor-stílus Bécsben és Budapesten a századfordulón
ILONA SÁRMÁNY UBEREINSTIMMUNGEN UND UNTERSCHIEDE IM VERGLEICH ÖSTERREICHISCHER UND UNGARISCHER ANGEWANDTER KUNST UM DIE JAHRHUNDERTWENDE — DIE FRAGE DER BRETTSTILS IN WIEN UND BUDAPEST— Die Suche nach einer neuen künstlerischen Formensprache hat in den 90-er Jahren in allen europäischen Kunstzentren besonders im Kunstgewerbe eine kurze, aber erstaunlich vielfältige Blütezeit hervorgezaubert. Obwohl zu verschiedenen Zeitpunkten und unter verschiedenen Bezeichnungen (wie Art Nouveau, Jugendstil, Style Liberty, Sezession) hat die allgemeine Bestrebung, eine moderne, neue Kunst zu schaffen, wobei als prägnantes Merkmal die Ausdrucksfreiheit des künstlerischen Schaffens, des Individuums an erster Stelle stand, alle Bereiche der Kunst durchdrungen. Doch es war das Kunstgewerbe, wo diese inventive Epoche vielleicht die am meisten grundlegenden Erneuerungen gebracht hat, und wo man am ehesten von Lokal-Schulen, lokalen Stilentwicklungen und vielleicht sogar von nationalen oder örtlich regionalen Formensprachen sprechen kann. In unserem Referat möchten wir versuchen, ein Doppelporträt des ösieiitichischen und des ungarischen Kunstgewerbes, besonders der Möbel — bzw. Interieur — Kunst zu skizzieren. Die Hauptfragen die sich beim Vergleich der zwei Kunstzentren stellen muss, sind die Folgenden: Warum entwickelten sich das Wiener und das Budapester Kunstgewerbe des Jugendstils) (der Sezession in eine im Grunde genommen völlig verschiedene Stilrichtung, obwohl sie am Anfang die selben ausländischen Einflüsse zur selben Zeit aufgenommen hatten? 1 Welche waren die selben und welche die unterschiedlichen entscheidenden historischen, gesellschaftlich-soziologischen und künstlerisch-persönlichen individuellen Faktoren, die den unterschiedlichen Charakter und die unterschiedliche Entwicklung von Wiener und Budapester Kunstgewerbe geprägt haben? 2 Der neue Stil, der aus organischen Naturformen aufbauende Art Nouveau von weicher Linienführung, scheint ein Jahr früher nach Budapest als nach Wien gelangt zu sein. Das neue Gebäude des Kunstgewerbemuseums von Ödön Lechner wurde im Jahr des Milleniums, 1896, eröffnet. 3 Zur selben Zeit schufen Maler aus Nagybánya die Illustrationen zum Gedichtband von József Kiss, unter denen sich die ersten Perlen der Jugendstilgrafik in Ungarn befinden, und damals erhielt József Rippl-Rónai den Auftrag, für den Grafen Tivadar Andrássy ein komplettes Ezimer in französischem Geschmack zu entwerfen.