Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 8. (Budapest, 1984)

PEKÁR, Zsuzsa: Creussener Gefässe im Museum für Kunstgewerbe

Beide Objekte sind einzigartige Raritäten der Creussener Kunst. Im linken Wappenmedaillon des Buda­pester Gefässes steht das Schild des ural­ten Geschlechtes der Herren von Stuben­berg, eines der ältesten der österreichi­schen Monarchie und das älteste des Her­zogtums Steiermark. 37 Das Schild zeigt einen aufgestellten eisernen Anker, durch dessen Ring ein Tau oder ein blonder Zopf gezogen ist. 38 Im Jahre 1649 führten die Herren von Stubenberg noch keinen Gra­fentitel. Die goldene Krone wurde ihrem Schilde im Jahre 1410 vom römischen Kö­nig Wenzel mit einem Majestätsbrief ver­liehen. 39 Die Inschriftsfahne an dem linken Wappenmedaillon trägt die Buchstaben „W H V S", und verrät uns, dass das Wap­penschild dem „Wolfgang Herr von Stu­benberg" gehört. Im Jahre 1649 leben zwei Herren dieser Familie unter denselben Namen: Wolf gang XVI. (1600—1668) und sein Sohn, Wolfgang XVII. (1629—1676)/'° Da die Inschriftsfahne des rechten Wap­penmedaillons die Buchstaben „A C F V S G F S" trägt, die Initialen der Anna Cres­centia Freiherrin von Stubenberg geborene Scheut — der Gattin Wolfgang XVI. — ist es sicher, dass das Gefäss, laut historischen Daten 41 für das 25. Hochzeitjubiläum die­ses Ehepaares verfertigt wurde. Wolfgang XVI. bekam im Jahre 1662 den Titel „Wohlgeboren" für sich und seine Söhne. Im Jahre 1655 erhielten seine Söhne, Wolf­gang XVII. und Johann Wilhelm, das un­garische Indigenat. Das Geschlecht kommt schon im Jahre 1685 als gräflich vor, doch in Sachsen im Jahre 1742, in Böhmen erst im Jahre 1775. Die Familie nannte sich trotzdem immer nur „Herren von Stuben­berg", „ein Titel der bei dieser Familie allgemein und unterscheidend" war und sie allen Fürsten und Grafen Geschlechtern der Erblande parefizierte". 42 Sie waren seit Anfang des 14. Jahrhunderts mit den Habsburgern, Hohenzollern, Wittelsba­chern, mit den Grafen Ortenburg und Görtz verwandt. 43 In Ungarn waren sie mit den Familien Frangepán, Zrínyi und Rá­kóczi verbunden. Die Gemahlin des Für­sten Ferenc Rákóczi I., Ilona Zrínyi (1643— 1703), war die Urenkelin der Sophie von Stubenberg, Gemahlin des Grafen György Zrínyi (1549—1603). 44 Die Stubenberg hat­ten in vergangenen Zeiten Güter in West­ungarn, in der Nähe von Zalaegerszeg. Im 19. Jahrhundert besassen die Grafen von Stubenberg auch Güter in Ostungarn : Szé­kelyhíd, Albis und Kiskereki. 43 So scheint es wahrscheinlich, dass das Gefäss mit dem Stubenbergschen Wappen die letzten Jahr­hunderte in Ungarn überlebte. Die sorgfältig gemalten Wappen haben die Frische ihrer Farben im Vergleich mit dem etwas verblichenen Dekors bewahrt, weisen jedoch keine Goldbemalung auf, trotzdem dass man auf den Reliefketten der Medaillons Goldspuren auffindet. Das lässt darauf schliessen, dass die Wappen von einer anderen Hand gemalt wurden, wie die übrigen Dekors. Diese Auffassung wird noch von der Tatsache verstärkt, dass an beiden Schriftbändern ein Malerzeichen zu sehen ist, welches nur auf Objekten mit Wappenbildern erscheint, und auch eine Rarität der Creussener Kunst darstellt. Es handelt sich von dem Buchstaben „N", der auf den Schriftbändern nach den Initialen steht. Ähnliche Formen und Schnörkel wurden besonders im 18. Jahrhundert als Punkte und Verzierungen in der Glasma­lerei verwendet, und so wurde diesem Buchstaben bis heute keine Bedeutung zu­geschrieben. 46 An einem Humpen der Sammlung Co­burg 47 datiert „1640" mit Allianzwappen — hat das Spruchband und dessen Buch­staben dieselbe Form wie auf dem Stuben­bergschem Gefäss; nach dem Monogramm 45

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