Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 8. (Budapest, 1984)
PEKÁR, Zsuzsa: Creussener Gefässe im Museum für Kunstgewerbe
gelenk. Die hohe Halskrause widerspiegelt noch die spanische Tracht, das Haar ist dementsprechend hochgesteckt. Der Kopfputz der Büttner-Damen fügt sich der Mode der Jahrhundertwende mit hoher Haube, spitzem Kopfputz und mit Blumen, sowie Schleifen gezierten Käppchen. Seltsam wirkt bei den verewigten Büttnerinnen das, aus der Haube herausragende Kreuz, und erinnert an den grotesk wirkenden „Zapfen Kopfputz" des angehenden 17. Jahrhunderts. 29 Die Vorderbahn des Rockes ist mit einer langen, schmalen, ebenfalls gefalteten Schürze bedeckt, die zur Festtracht gehört und dementsprechend mit Spitzenbesatz oder durchbrochener Stickerei geschmückt ist. Das Tuch in der Linken, wie wir es auch im Schmiedezunftbuch aus dem Jahre 1598 sehen, gehört zur Bürgertracht der Frauen. Die Tracht der Büttnerinnen wird mit der kleinbürgerlichen Mode der Jahrhundertwende angepasst, doch die Bekleidung der Männer mit Pumphosen, in Maschen gebundenen Hosen- und Strumpfbändern, mit breiten Schärpen an der Taille, hohen Halskrausen und Schulterwülsten lässt die Büttner-Herren nicht mehr als Handwerker, Fleischer, sondern als reiche Bürger erscheinen, die nach den kostümlichen Recheen des höheren Standes streben. Drei von ihnen tragen sogar Degen, der auf deutschem Gebiet seit dem 16. Jahrhundert im Gebrauch der Vornehmen stand, und im 17. Jahrhundert zu den modischen Zubehören der Kavaliere gehörte. 30 Der Degen und das Fleischer-Berufswappen stehen jedenfalls im Gegensatz zueinander. Die ungewohnt grossen Filzhüte mit niedrigem Kopf gehören zur mitteldeutschen Tracht, die in dieser Zeit in der Nähe von Nürnberg, Bamberg und Bayreuth getragen wurde. 31 Es wäre interessant dem Werdegang der Familie Büttner in dieser Gegend nachzuforschen. Der „In Gott" verschiedene Melchior Büttner mit dem Kreuz auf dem Hut und einfachen Anzug, sticht aus der Reihe der eleganten Herren. Im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts erscheinen noch zwei Familienkrüge wohlhabender Bürger in Creussen: im Jahre 1675 der Krug der GlockengiesserFamilie Vogel 32 , und mit der Datierung 1685 der Familienkrug des Töpfermeisters N. D. Schmidt. 33 Der Humpen der Familie Büttner ist aber laut unserer jetzigen Kenntnisse das erste Creussener Gefäss dieser Art. In der Sammlung Creussener Gefässe in Budapest befindet sich ein gehenkeltes Deckelgefäss mit Allianzwappen, das nicht nur durch seine seltene Form Aufsehen erregt, sondern es trägt auch ein Malerzeichen, das man als besondere Rarität der Creussener Kunst bezeichnen kann (IMInv.-Nr: 22614, Abb. 9.). Das Material des Deckelgefässes ist ein besonders dünnes, ziemlich mattes, rotbraunes, salzglasiertes Steinzeug. Die nach aussen stark gewölbte Wandung ist mit sechs, aus plastischen Reliefketten geformten Medaillons versehen, auf denen man Spuren von Vergoldung finden kann. Zwei Medaillons sind mit sorgfältig gemalten Wappenschildern, die übrigen mit blau-weiss und goldspurigem Kerbschnitt verziert. Uber den Wappenmedaillons steht eine Adelskrone, und unter dem Allianzwappen die Jahreszahl „1649". Der flachkonische Deckel trägt in der Mitte eine knopfartige Verzierung und ist mit blau-weissem Kerbschnitt bedeckt. Schwache Goldspuren sind noch sichtbar. Am Henkel ist ein, am Deckel sind drei, in Dreieckform stehende Löcher zu sehen, in welchen vermutlich ein Verbindungsglied zwischen Deckel und Gefäss eingefügt war. Ausser den Wappenmedaillons und dem bunten Kerbschnitt-Dekor sind noch vier flachgemalte Ornamente auf dem