Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 8. (Budapest, 1984)

PEKÁR, Zsuzsa: Creussener Gefässe im Museum für Kunstgewerbe

Das älteste Stück der Sammlung ist, allgemeiner Auffassung nach, eine salzgla­sierte, dunkelbraune Schraubflasche (Inv.­Nr: 4823, Abb. 1) mit vierfach abgeplatte­ter Wandung auf rundem Fuss. Das Grund­material ist grau, die Bodenfläche zeigt keine Glasur. Die Wandung ist glatt. Die Seiten wurden mit aufgelegten, fein aus­gearbeiteten Kettenfriesen und Karyatiden ovalförmig begrenzt und in der Mitte mit rechteckigen, aus Draperien gebildeten Rahmen geschmückt. Auf den gegenüber­liegenden Seiten erscheinen im inneren Oval des Rahmens jeweils die gleichen, drapierten Frauenköpfe. Über die Kartu­schen wurden längliche, rechteckige Ran­kenauflagen gesetzt, der untere Teil des Ovalfeldes wurde dagegen mit trapezför­migen Beschlagwerkornamenten versehen. In den Zwickeln der Ovalfelder auf den Schultern ist je ein geflügelter Engelkopf. Die Schraubflasche wird auf Grund der Ausarbeitung den Vest-Meistern zugespro­chen. Die vermutliche Silber- oder Zinn­montierung fehlt. Die Flasche ist mehrfach gesprungen, gebrochen und die Ecken der Kartuschen, sowie Teile der aufgelegten Beschlagwerkornamente fehlen. Die Creussener Reliefkunst mit den aufgelegten plastischen Bildern, Abgüssen von Broschen, Ketten, verschiedenen Schmuckstücken, Plaketten und Beschlag­werkornamenten wurde von der Kachel­kunst geprägt und blieb dadurch eine in sich geschlossene Einheit, die sich von den anderen Töpferzentren, trotz gewisser Ana­logien, scharf absondert. Es sind besonders die rechteckigen Kartuschen mit Maskaro­nen, Frauenköpfen, Porträtbildern und Heiligen, die auf die Ofenkachelform hin­weisen, 1 und die eckigen Flaschen mit ihren flachen Wänden zeigen sich besonders geeignet für die Übertragung dieser plasti­schen Kunst. 2 Die Ubersetzung der Kachelkunst in die Krugfabrikation wurde von C. Fried­rich 3 eingehend studiert, sowie auch durch die Geschichte der Familie Vest bestätigt. 4 Die Mitglieder dieser Familie waren im 16. Jahrhundert Hafner, angesehene Bürger und Amtsträger in Creussen. Sie bauten Öfen und erreichten den Höhepunkt ihres Schaffens im 17. Jahrhundert als Kachel­künstler und Bossierer. Die Erzeugung der ersten hartgebrannten, salzglasierten Re­liefgefässe in Creussen werden Caspar Vest, Hafner und Krugsbecker (1548—1616) zugesprochen. Sein Neffe Georg II. (1574— 1619), Bossierer und Kachelkünstler, war Ende des 16. Jahrhunderts bei Wolf gang Leupold zu Nürnberg in der Lehre, und es ist anzunehmen, dass er die Kunst des Re­liefschmuckes nach Creussen übermittelte. Die Söhne Caspars arbeiteten auch einige Zeit bei W. Leupold in Nürnberg. Johannes (1575—1611) zog nach Frankfurt am Main, Georg III. (1586—1638) blieb in Nürnberg. Beide waren Bossierer, Kachelkünstler, weit berühmt, und es ist anzunehmen, dass sie die Ubersetzung der Kachelkunst in die Kleinkunst der Creussener Gefässe unter­stützt haben. 5 Die Ofenkachelkunst in Nürnberg hat ihren Höhepunkt im 16. Jahrhundert er­reicht und stand unter dem Einfluss des Augustin Hirschvogels 6 (1503—1553), der bis 1544 in Nürnberg tätig war, und nach venezianischen Marmorbildern die renais­sanceartige Reliefornamentation in die Kachelkunst einführte. Sein Einfluss auf die Ofenfabrikation in Nürnberg war epo­chemachend, widerspiegelt sich in der deut­schen, aber besonders in der Creussener Töpferei in mythologischen Bildern, Vasen, Früchten, Blumen, Drapierungen, Faun­und Widderköpfen. 7 Die Form und Dekorationsart unserer Schraubflasche ist charakteristisch für die Kunst der ersten Jahrzehnte des 17. Jahr-

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