Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 8. (Budapest, 1984)
BATÁRI, Ferenc: Der „Crivelli-Teppich"
bilden die Vogel- und Tierfiguren, die eindeutig mit den auf Gemälden, grösstenteils vom 15. Jahrhundert und auch von früheren Zeiten stammenden bildlichen Teppichdarstellungen in Verbindung stehen. 14 Ebenfalls weisen wir diejenigen Dekorelemente der, in niedriger Zahl überbliebenen Teppiche bzw. Teppichfragmente aus dem 15. Jahrhundert auf: Bode- und MarbyTeppiche, das in Al Fostat zum Vorschein gekommene Fragment mit Phönixdrachenmuster 15 , das im Vakiflar Museum bewahrte rote, vom Vogelpaar verzierte Fragment, 16 drei Al Fostater Bruchteile des Historiska Museet zu Stockholm 71 und im Ethnographischen Museum zu Konya befindlicher Teppich, geschmückt mit Vogelreihen. 18 Die Tiermusterdarstellung ist in der türkischen Kunst ein Leihmotiv, die Phönixdrache-Figur ist offenkundig chinesischer Herkunft, und in den stilisierten Tierfiguren mit heraldischem Gepräge mögen wir byzantinische Wirkung erkennen. Das eckausfüllende Sechseckmotiv des Budapester Teppichs können wir auf einem mehrnischigen anatolischen Gebetteppich (Saph) in Türk ve Islam Eserleri Müzesi zu Istanbul auffinden, auf dem wir es als ein im Mihrab hängende Moscheeampel zu sehen bekommen, 19 in der Mitte sind dieselben Kufi-Zeichen zu finden, die häufig auf Seldschuk-Teppichen des 13—14. Jahrhunderts vorkommen. Zwischen den zwei zentralen Sternfiguren, an der Bordüre sichtbares viergeteiltes Medaillon kann eventuell auch ein frühzeitiges Erbe sein: Solche viergeteilte achteckige Medaillonreihen füllten das Mittelfeld eines in Konya vorgekommenen, aus dem 13. Jahrhundert stammenden grüngrundigen Teppichs. 40 In einer beinahe ähnlichen Form taucht dieses Muster als Zierde der Bordüre eines sechssäuligen Ladik-Gebetteppichs vom 17. Jahrhundert auf, welcher im Brukenthal-Museum zu Nagyszeben (Hermannstadt, heute Sibiu, Siebenbürgen) bewahrt wird. 21 Die X-Palmettenverzierung kommt nicht selten auf anatolischen Teppichen vor. In der Ausstellung „Teppiche der Bauern und Nomaden in Anatolien" — veranstaltet zuerst im Jahre 1980 in Frankfurt am Main — konnten wir fünf aus dem 18—19. Jahrhundert stammenden Varianten dieser treffen. 22 Die jüngeren Versionen des Budapester Crivelli-Teppichs sind meistens schmal, länglicher Form, ähnlich der Zeichnung des Mediascher Teppichs verfügen über Kassetten-Unterteilung, die Sternmusterung ist um das Zentralachteck komponiert, wo sich an den mit den Teppichseiten parallel laufenden Abschnitten keine spitzigen Glieder, sondern rechtwinklige Quadrate befinden. In der obenerwähnten Frankfurter Ausstellung begegnen uns Varianten mit 2, 3, 4, 5-Kassetten. 23 Das von U. Schürmann publizierte Exemplar beweist, dass die Komposition unseres Teppichs ein auch in der von Crivelli gemalten Originalform ganz bis zum 19. Jahrhundert bekanntes Schema gewesen war. Die Stoffreife, die Glut seiner Farben, die Stilelemente der Musterung weisen auf die Verfertigung aus der Epoche des frühen 15. Jahrhunderts hin. Die Wahrheit scheint nicht weit von uns zu sein wenn wir gestehen, dass auf der heutigen Stufe der Wissenschaft über die Teppichkunst wir in der Frage der Datierung dieser ziemlich unsicher sind, und weder die chemischen noch die physikalischen Untersuchungsmethoden uns einen genauen Stützpunkt bieten. Doch können wir kategorisch behaupten, dass unser Teppichfragment die Reihe der ana-