Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 7. (Budapest, 1982)

TOMPOS, Ernő: Ein wappengeschmückter Wandteppich

ERNŐ TOMPOS EIN WAPPENGESCHMÜCKTER WANDTEPPICH Ungarn behört zu jenen Ländern Europas, welche die meisten Verluste an Land, Leuten und an Kunstgegenständen der jahrhundertelangen Kriegszeiten erlei­den mussten. Das sieht man besten an den steinernen Brunnenhäusern in Visegrád. Wo solche kunstvollen Brunnen — wenn auch beschädigt und verstümmelt — erhal­ten geblieben sind, da müssen auch die Möbel, Tischgeschirr, Teppiche usw. pracht­voll gewesen sein, nur konnte man die eingebauten, aus Stein verfertigen Brunnen weder verbrennen noch stehlen. Leider sind während der Kämpfe und der langen tür­kischen Besatzungszeit, cca 150 Jahre, fast alle Kunstgegenstände vernichtet worden. Trotzdem ist das Budapester Museum für Kunstgewerbe eines der reichsten und schönsten in Mitteleuropa, da sich schon im 19. Jahrhundert viele kunstliebende Mäze­ne gefunden haben, die ihre Sammlungen oder auch einzelne kunstgewerbliche Ge­genstände den Museen geschenkt haben. Natürlich wurden die Sammlungen auch durch Ankäufe vermehrt. Durch so einen Ankauf wurde ein schöner, mit Wappen geschmückter Wand­teppich erstanden 1 (Abb. 1). Es wurde aus, mit Siedenfäden durchwirkter Wolle, go­belinartig — wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in den Nieder­landen — verfertigt. Zwischen zwei schma­len Bordüren (blau, mit grauen und gel­ben, vierblättrigen Blumen geschmückt, ,,millefleurs") eine breitere Girlande, aus Früchten (Granatäpfel, Weintrauben, Fei­gen usw.) und deren Blätter, sowie stili­sierte Blumen. Das Mittelfeld enthält in jeder Ecke eine silberne, diagonal gestellte Vase, mit Blumen und Blättern. Die Mitte des Feldes ist unten mit zwei Lorbeerästen und oben mit einer goldenen Krone verziert, da­zwischen sind zwölf Wappen angebracht. Als ich diesen Wandteppich zum er­stenmal sah, fiel mir sogleich ein Wappen auf, das ich von drei Grabsteinen des al­ten evangelischen Friedhofes aus dem Sop­roner (ödenburger) Franz Liszt Museum kannte 2 (Abb. 2). Die Grabsteine gehörten zu jenen Familien, die vor den Verfolgun­gen der Gegenreformation nach Ungarn flüchteten, wo Glaubensfreiheit herrschte. Ich fand im alten Sibmacher 3 das Wappen der Gattin des auf dem Grabstein sicht­baren Wappenbesitzers (Abb. 4). Man musste also dieses Ehepaar finden, und sie stehen in Hohenecks Buch/' Alles andere war schon leichter, besonders wenn man so gute und in der Heraldik und Genealo­gie bewanderte Freunde hat, wie ich in Herrn Prof. Dr. Hanns Jäger-Sunstenau

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