Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 7. (Budapest, 1982)
WEINER, Piroska: Belgische, holländische Exlibris und Kleingraphik
Art Nouveau grosse Wirkung auf die belgische Kunst ausgeübt hatte, könnte man sogar dieses Land, in gewisser Hinsicht, als Anreger diesbezüglich apostrophieren, jedoch verbreitete sich die Exlibriskunst hier nicht in so breiten Kreisen wie in England oder Deutschland. Auch das belgische Exlibris besass eigenartige Züge der Kunst, doch hier ragt sich die Plakatkunst der Epoche zum höchsten Niveau empor. Was das Vorhergehende betrifft, auch hier kann man in grosser Anzahl Wappenexlibris in alten Familienbibliotheken auffinden, ein schönes Exemplar dazu das Buchzeichen im Holzschnitt von Joost de Damhouder vom Jahre 1565 (J. J. van der Muur: Het oudste nederlandse exlibris. Boekcier 1947. Nr. 2. S. 30.). Eine Zeitlang war der Anschein, dass in Belgien das darstellende, „thematische" Exlibris keinen Boden fände, der Verbreitung dieser Blätter gingen Diskussionen voraus. Laut Khnopff die verbreiteste Anschauung nach, das Ziel des Exlibris ist nichts anderes wie ein Eigentumszeichen. Häufige Meinung der Buchsammler: Das Exlibris soll so klein und einfach sein wie möglich; laut anderen kann das Exlibris die Harmonie des Bandes verderben. Auch darüber entfaltete sich eine Kontroverse, ob es gestattet oder richtig sei die Exlibris aus den alten Bänden der früheren Eigentümer auszuheben um diese Blätter in eine Exlibrissammlung zu unterbringen. Trotz alldem verbreitete sich auch hier der neue Typ des Exlibris: statt mechanische Darstellung der Wappen trat solche Ausdrucksform der Kleingraphikkunst hervor, die die Persönlichkeit, die Passionen des Besitzers und den Charakter seiner Bibliothek widerspiegelt. Gerade F. Khnopff war einer der grossen Meister und Vorkämpfer des Beliebtmachens dieses neuen Typs. Glücklicherweise besitzen wir zwei seiner Werke, von denen wir das eine Blatt, eine stimmungsvolle, wohlkomponierte und auf die Liebe zum Buch hinweisende Zeichnung vorstellen. Neben den schönen Exemplaren von A. Donnay, Emile Berchmans, Louis Titz und anderen, heben sich die Abbildungen des Graphikers A. Rassenfosse aus Liège (Lüttich) hervor. Der im Jahre 1862 geborene Künstler fasste die endgültige Entscheidung für die Graphik, auf den Einfluss von Félicien Rops, in den 90er Jahren, sein frequentiertes Tätigkeitsgebiet war die Radierung, mit welcher er schöne Frauengestalten, der Epoche entsprechende Frauentypen mit Menschenkenntnis und Zier komponierte. Weit bekannt und häufig publiziert ist sein eigenes Exlibris: Der geflügelte Merkurkopf (Siklóssy, L.: A Gyűjtő különszáma, Exlibris — Sondernummer der Zeitschrift Der Sammler, 1913. S. 158.). Seine wertvollen Blätter sind Nachempfindungen, Nachschaffungen bekannter Gemälde bzw. Graphiken. Eines seiner Exlibris z.B. stellt — nach Rembrandt — eine lesende Frauengestalt mit Käppchen dar, die Frage beantwortend ob man das Werk eines anderen Meisters an einem neuen Werk in einer neuen Relation in Anwendung bringen, „adaptieren" könne. Sein Werk bejaht diese Frage: Das Exlibris, wo neben der Zeichnung auch das Signum des originalen Künstlers gut zu sehen ist, fühlen wir es für eine moderne Kleingraphik, für eine neue Schaffung, so wie z.B. einen künstlerischen Buchumschlag mit Reproduktion eines bekannten Kunstwerkes. In diese Gruppe reihen wir auch sein Exlibris nach Millets Zeichnung, eine Neuerwerbung unseres Museums. Eigenartige Stellung nehmen in der Exlibriskunst und zugleich in unserer Sammlung die Werke von Frans Masereel (1889—1972). Den flandrischen Meister, der den grössten Teil seines Lebens in Frank-