Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 6. (Budapest, 1979)
GOMBOS, Károly: Kaukasische Webteppiche
und Schussfäden, weiterhin mit den die Ornamentik ausbildenden farbigen Fäden, welche der Musterung folgend durch die Kettfäden geschlungen werden, und auf der Rückseite in gewisser Länge (einige cm) frei hängen. Teppiche, Vorhänge, Decken, auf Pferden und Kamelen benützte Quersäcke und Bettzeughalter verfertigt man auf Schedde-Art. Der Stoff dieser Gegenstände ist meistens aus Wolle, in der Musterung weisse Baumwolle, manchmal wird auch Seide angewendet. Auf den Schedde-Gegenständen bekommen wir ausser geometrischer Ornamentik auch Kamele (Kamelkarawanen), Hirsche, Hunde, Männlein, Vögel, Lebensbäume und S-förmige Motive zu sehen (möglicherweise symbolisierten die S-Motive das Lebenselement Wasser oder vielleicht die Schlange). Farben: dunkelrot, rötlichbraun, blau, graublau, grün, braun, gelb und elfenbein. Scheddeartige Erzeugnisse verbreiteten sich hauptsächlich in den Gegenden von Karabagh, Kasak, Nachitschewan, Barda und Karadagh, in erster Linie unter den Viehzüchtervölkern. Der berühmte Wiener Forscher, A. RiegP erwähnt schon im Jahre 1891 in seinem Buch den „Schedde" Teppich. Er berichtet über die Masse, der Teppich ist 2 m lang und 1,60 m breit, ohne eine Abbildung zu zeigen. Heute ist bereits bekannt, dass die Masse der Schedde unterschiedlich sind, und das nicht nur Teppiche auf diese Art verfertigt werden. Die genaue Bedeutung ist auch von den kaukasischen Forschern nicht gefunden worden. Laut dem amerikanischen Fachmann A. N. Landreau 6 ist es möglich, dass „Schedde" eine kaukasische Ortschaft sei, doch diese Vermutung 4. VERNEH PFERDEDECKE, KAUKASUS, 19. JH. 176x151 cm, Inv.-Nr: 62.1523 wird von nichts unterstützt. In der aserbeidschanischen Sprache zeichnet das Wort „Schedde" die feinen Fäden, worauf die Mädchen die Perlen reihen. Vermutlich weist in übertragener Bedeutung diese Benennung auf das künstlerische Wesen dieser Teppichart, da es unter den Schedde bezaubernd schöne Exemplare gibt. Den Schedde des Museums für Kunstgewerbe (Abb. 3) hält man für ein wahres und äusserst seltenes Volkskunstwerk. Im Spiegelfeld des Teppichs können wir in vier Reihen marschierende Kamele, zwischen diesen menschliche Figuren, Jagdhunde und geometrische Motive sehen. Sogar in der breiten Bordüre schlendern Kamele. Dieses Exemplar ist wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Karabagh-Gebirge gewebt worden, es ist ein vollkommenes Stück, welches die Stimmung des alten kaukasischen Lebens widerspiegelt. Verneh und Schedde verfügen über die selbe Webtechnik. Die Bedeutung des Wortes Verneh ist unbekannt. Als Urheimat dieser Teppiche dürfen wir das von den Armeniern und Aserbeidschanern bewohnte Karabagh-Gebirge festsetzen. Daraus folgt, dass die meisten, mit ursprünglicher schöner Verneh-Ornamentik geschmückten Exemplare von der KarabaghGegend stammen, dagegen wesentlich wenigere aus der Khanat Schirwan, sowie der Umgebung der Städte Kasak, Gendje und Baku. Die Kompositionsweise der Verneh-Teppiche (-Vorhänge) ist meisterhaft: auf der Oberfläche in Ziegelformat befinden sich in senkrechten Streifen und in Einlagen die feenhaften Tier-, Pflanzenund geometrischen Ornamente, welche aus dem gewebten Grund reliefartig hervortreten. Unter den Mustern finden wir Hähne, Hühner, Gänse, Fledermäuse, Kraniche^), Pfaue(?), Hunde, Steinwild, 163