Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 6. (Budapest, 1979)

SZILÁGYI, András: Unbekannte Werke aus dem 16—17. Jahrhundert in der Sammlung für Kleinplastik

Meister der beiden Flachreliefs, Jakob Ruess von Ravensburg, verwendete hier die Entwürfe des Nicolaus Manuel (1484— 1530), eines berühmten Künstlers der Zeit. 13 Mehrere Beispiele der typologischen Darstellungen können unter den Werken eines vielseitigen Meisters der Donau­schule, des in der Mitte des 16. Jahrhun­derts tätigen Augustin Hirschvogel be­obachtet werden. Auf einer seiner frühen Zeichnungen sind zwei übereinander ste­hende Szenen sichtbar, die den Meerwurf des Jonas und die Grablegung Christi dar­stellen. 14 Für uns ist aus dem Oeuvre Hirschvogels ein charakteristisches Werk von ungarischer Beziehung besonders be­merkenswert. Es ist das in 1550 beendete Buch unter dem Titel „Concordantz und Vergleichung des Alten und Neuen Te­staments", dessen mehrere Exemplare in der Wiener Nationalbibliothek bewahrt werden. 15 Die Konzeption des Werkes, so­wie die Themenwahl der Illustrationen stammen von einem ungarischen Magna­ten, Péter Perényi. Diese widerspruchs­volle, tragische Figur der ungarischen Ge­schichte nach 1526 verbrachte seine letz­ten Lebensjahre von 1543 bis 1548 in Wie­ner Neustadt, in Gefangenschaft des Kö­nigs Ferdinand. In diesen Jahren stand er mit Hirschvogel in Verbindung; das wich­tigste Dokument hierzu liefert die Con­cordantz, die, wie es aus dem Titelblatt hervorgeht, laut Weisungen von Péter Pe­rényi verfertigt wurde. Die Entwurfzeichnungen zu den Fug­ger Epitaphien stammen aus 1510, im Falle dieser Werke kann keine Rede von der Beziehung zur Reformation sein. Auch die Person des Stifters ermöglicht es nicht, auf eine solche Beziehung zu denken. 16 Untersucht man aber die Umstände, unter denen die beiden anderen Kunstwerke — das Berner Chorgestühl und die Concor­dantz —• entstanden, so kommt man auf eine andere Folgerung. Der Berner Nicolaus Manuel spielte in der Verbreitung der Lutherischen Re­formation nicht nur als Zeichner und Ma­ler, sondern vor allem als Dichter eine Rolle. Die Entstehung des Chorgestühls fällt merkwürdigerweise mit dem Zeit­raum des Ubertrittes zur Lutherischen Re­formation in Bern zusammen. 17 Péter Perényi, der die Concordantz bestellte, war der erste unter den Magna­ten, die die Reformation in Ungarn wirk­sam förderten. Er stiftete in Sárospatak eine protestantische Hochschule, die zu einem Zentrum der Reformation in Un­garn wurde. 18 Es soll erwähnt werden, dass Nicolaus Manuel, der Dichter einen gewissen Einfluss auf die Tätigkeit des Mihály Sztárai — eine bedeutende Gestalt der ungarischen Reformationsliteratur im 16. Jahrhundert — ausübte. 19 Mihály Sztá­rai war einer jenen eifrigen Prediger, die auf dem Grundbesitz des Péter Perényi tätig waren und dessen Unterstützung ge­nossen. Die neuere Forschung der Refor­mationsgeschichte in Ungarn nimmt an, dass Mihály Sztárai vor 1543, als Priester im Dienste des Péter Perényi stand. 20 Die angeführten Beispiele können mit Werken mancher anderer Kunstgattungen, so mit denen der Wandmalerei der Re­naissance ergänzt werden. Traditionelle typologische Darstellungen, die dem aus dem Spätmittelalter "stammenden Typus folgen, erscheinen unter anderen auf den zwischen 1554 und 1558 verfertigten Wand­gemälden in der Spitalkirche von Bad­Aussee in Steiermark. Im Falle dieser Fresken — wie es W. Steinböck nachge­wiesen hat — kann ein bewusstes Bestre­ben beobachtet werden, den Gedanken­kreis der Reformation zu spiegeln. 21 Wir müssen es für charakteristisch halten, dass 77

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