Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 6. (Budapest, 1979)

SZILÁGYI, András: Unbekannte Werke aus dem 16—17. Jahrhundert in der Sammlung für Kleinplastik

grössten Teil des Alten Testaments ab­lehnten, hatten bis zum 15. Jahrhundert einen gewissen Einfluss im bayrisch-öster­reichischen Raum, wo das Speculum Hu­manae Salvationis seit der Mitte dieses Jahrhunderts äusserst beliebt wurde. 8 Die Typologie, in seiner spätmittelal­terlicher Form, wie sie auf den Illustra­tionen des Speculum Humanae Salvationis und der Concordantia Caritatis erscheint, war für die Ideologen der Lutherischen Reformation vulgär und oberflächlich. So kommen die traditionellen typologischen Darstellungen unter den Illustrationen der Werken Luthers, nie vor. 9 In anderen Kunstgattungen können zugleich am An­fang des 16. Jahrhunderts die Darstellun­gen der Gestalten des Alten Testaments je häufiger beobachtet werden. Die be­kannte Vorliebe der Reformation für die Bücher und Ereignisse des Alten Testa­ments spielt hier eine gewisse Rolle. Diese Figuren erscheinen auf diesen Werken in einer eigenartigen neuen Interpretation, die die legendenhaften Gestalten des Alten Testaments mit den Helden der klassischen Antiquität in Verwandtschaft bringt. Diese idealisierende Auffassung macht die neuen Züge der zeitgenössischen Darstellungen der Gestalten aus dem Alten Testament begreiflich. Diese charakteristisch einge­stellte Figuren mit eigenartigen Gesten er­scheinen hier in einer Gestaltung, die früher zur Darstellung der hervorragenden Gestalten der Mythologie und der antiken Geschichte geeignet war. Auf diese Weise verflechtet sich die Ehre der Gestalten der Antiquität, sowie des Alten Testaments; ein charakteristisches Beispiel hierzu lie­fert die Darstellung des Simson als , ,He­racles Christianus", die vor allem auf je­nen Kunstwerken vorkommt, die von der neuen Lutherischen religiösen Auffassung beeinflusst sind. 10 In der ersten Hälfte des 16. Jahrhun­derts bildet sich unter der Wirkung der frühen Reformation eine neue Art der typologischen Darstellung heraus. Diese Art ist dazu geeignet, eine zentrale Kate­gorie der Lutherischen Reformation — die Konfrontierung von Gesetz und Gnade — mit plastischen Mitteln festzuhalten. „Im Umkreis Luthers hat Lucas Cranach diese Darstellung ausgearbeitet. Das Bildfeld ist hier von dem Baum des Lebens in Gesetz — verdorrtes Laub, Sündenfall, Adam's Grab, Gesetzübergabe, Eherne Schlange — und Gnade: — Verkündigung, Kruzifixus, Osterlamm, Auferstehung — geteilt." 11 Diese Darstellung erscheint am häufigsten auf Altartafeln, Epitaphien und Wandge­mälden in protestantischen Kirchen. Das Vorkommen dieser Darstellung deutet auf eine klare Stellungnahme in der wichtig­sten kirchlich-ideologischen Frage der Zeit; die Stifter dieser Werke sind Anhänger der Reformation. Das Nachleben der traditionellen, spät­mittelalterlichen Typologie in der Kunst des 16. Jahrhunderts ist zugleich auch zu beobachten. Es scheint aufschlussreich, einige Beispiele dieser Darstellung vorzu­führen. An früheren Beispielen seien die beiden Epitaphien der Sankt Anna Kapelle in Augsburg — die von Ulrich und Georg Fugger — erwähnt. Die nebeneinander stehenden und aus der gleichen Zeit stam­menden Steinreliefs stellen die Aufer­stehung und den Sieg des Simson über den Philisten dar. Die Entwürfe der bei­den Epitaphien wurden von Dürer in 1510 verfertigt. 12 In der Hinsicht von unserem Thema verdient je ein Detail der geschnitzten De­koration des Chorgestühls im Münster zu Bern besondere Aufmerksamkeit. An den östlichen Seitenwangen der Vorderreihen erscheinen zwei Szenen, die Auferstehung und Simson mit den Toren von Gaza. Der

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