Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 6. (Budapest, 1979)

KOROKNAY, Éva: Ulrich Schreiers Pressburger Einbanddeckel

Signatur versehene Band des Wiener Diözesanmuseums zum unmittelbaren Stu­dieren zur Verfügung gestellt. Bedauernswert ist, dass infolge des unerwarteten Ablebens Gertraut Laurins (t 1972.) ihr nicht die Freude zuteil ge­worden war, dass sie den von ihr so wert­voll gehaltenen, auf eine Weile in kunst­händlerischem Umlauf auftauchenden und zuletzt von einem ungarischen Sammler, Dr. László Pethe, ungefähr 40 jahrelang, sogar auch durch die kriegerischen Stürme bewahrten Einband in den Besitz einer öffentlichen Sammlung kommen sehen konnte. Im Verlauf der Untersuchung unseres Bandes kommen auch einige ungarische kulturgeschichtliche Relationen ans Ta­geslicht. Johannes Beckensloer, der Erzbi­schof von Esztergom (Gran), dem ungari­schen König Matthias Corvinus entgegen, überging zum Kaiser Friedrich III, diese Gelegenheit nicht versäumend einige Schätze aus Gran, unter anderen auch Kodizes, zu verschleppen 17 . Seine Absicht war — worin ihn auch der Kaiser unter­stützt hatte — den päpstlichen Thron er­reichen zu können. Nachdem sein diesbe­züglicher Unternehmen zum Missglücken verurteilt worden war, fand er sich ge­zwungen sich mit der Salzburger erzbi­schöflichen Würde zu begnügen. Seinen Salzburger Vorgänger, den Verbündeten König Matthias, zugleich Hauptmäzen Ul­rich Schreiers, den Erzbischof Bernhard von Rohr hatte man zur Absage gezwun­gen (1481), doch Beckensloers erzbischöf­liche Ernennung Hess auf sich bis zum Jahre 1488 warten 18 . Kurz nach Erzbischofs Rohr Abdank schlug Schreier seinen Wohnsitz in Wien auf, später die Einla­dung des Pressburger Domherrn, Johan­nes Han — eines berühmten Buchsamm­lers 19 — annehmend, übersiedelte er nach Pressburg 20 . In der Fachliteratur kommt der Name von Johannes Han verschiedenartig vor: Johannes de Wep, Hanns von Weitra, Han de Wyt alias de Ispar, Hanns Han, Johan­nes Han de Vép, Johannes Han de Vajka, Johannes Han de Wep alias Ispar 21 . Die verschiedenen Verfasser sind damit ein­verstanden, dass Johannes Han aus Öster­reich stammt, man hat es zu dieser Tat­sache angeschrieben, dass er mit Schreier in Verbindung gewesen wäre. Johannes Han war schon im Jahre 1462 Domherr, zwischen 1470 und 1490 auch Pfarrer der St. Martin-Kirche zu Pressburg. Er starb am 8. Mai des Jahres 1500 22 . Von der Buchsammlertätigkeit Johan­nes Hans schreibend, Edith Hoffmann 23 hat schon im Jahre 1929 festgestellt, dass man einige seiner Kodizes verzierende Mi­niaturen, bei näherem Zusehen, mit dem Salzburger Kreis, d. h. mit den Miniaturen Ulrich Schreiers in Verbindung hatte bringen können. Ein merkwürdiger Zufall, dass Ulrich Schreier in Pressburg unter anderen einen solchen Band für Domherrn Johannes Han fortverziert hatte, dessen Verfertiger mehr als ein Jahrhundert früher selbst ein Buchbinder, Buchmaler und auch „Scrip­tor" war. Der vorliegende Band ist ein Missale von Esztergom. Dieser wurde vom Pfarrer von Csukárd, namens Heinrich, im Jahre 1377 verfertigt im Auftrag des Pressburger Dompfarrers János Imrefia, das Exemplar überging in den Besitz Jo­hannes Han, wie das ein von Elemér Varjú 24 identifizierter, einen Hahn darstel­lender Wappen bezeugt, dann später kam er in die Batthyány-Bibliothek zu Gyula­fehérvár (Karlsburg) in Siebenbürgen zu Aufbewahrung. Laut Edith Hoffmann 25 finden wir am Ende des reich illuminierten Bandes eine aussergewöhnlich wortreiche Eintragung, woraus sich herausstellt, dass

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