Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 6. (Budapest, 1979)

KOROKNAY, Éva: Ulrich Schreiers Pressburger Einbanddeckel

ein plastisches Schaffen sein, doch zwi­schen den beiden zeigen sich schon mehre­re Ubergänge. Es ist selbstverständlich, dass sich die technische Ausführung, de­ren Erkundung manchmal sehr problema­tisch wird, dementsprechend modifiziert sein muss. Im Interesse daran, dass die erwünschte Musterung besser zur Geltung kommen sollte, wird der Grund öfters mit Kreis- oder Streifmuster punziert. Das Zeichnen versieht man hie und da mit Bemalung und Vergoldung. Günther Gall interessiert sich in erster Reihe für die auf solcherart hergestellten Etuis und Schachteln; unter derartigen Kunststücken ist das hervorragendste das für die deut­sche Reichskrone in Prag um 1352 verfer­tigte Etui mit geschnittenen, bemalten und gepunzten Mustern 11 . Die auf den Einbänden auftretenden Lederschnittverzierungen wurden von Hell­muth Helwig zusammengefasst 12 . Wir be­merken, dass der Pethe'sche Einband erst nur dann zum letzten Besitzer vorgelegt worden war, als die Buchbindertätigkeit Ulrich Schreiers noch unbekannt gewesen ist. Der Einbandforscher E. Ph. Gold­schmidt verschaffte einen in diese Gruppe einteilbaren Einband, welcher später in das Eigentum von Ernst Kyriss gekommen war 13 . Im folgenden werden wir die Stelle unseres Einbandes im Oeuvre Schreiers und in der mitteleuropäischen Einband­kunst auseinandersetzen, weiterhin zeigen wir auf einige interessante ungarländische kunst- und kulturgeschichtliche Zusam­menhänge hin. Mit der Tätigkeit der Salzburger Buch­maler-Miniators Ulrich Schreier beschäf­tigten sich schon früher einige Fachleute 1 ' 1 , doch seine Wirksamkeit als Buchbinder wurde erst von Gertraut Laurin erkannt. Mit Bezugnahme dieser Tätigkeit hat G. Laurin mehrere Publikationen veröffent­licht 15 . Bezeichnend für die Schreier-Einbän­de ist die Lederschnitt-Dekoration, dane­ben hat er auch rein mit Stempel (Kopf­stempel) verzierte Bände verfertigt. Wäh­rend der Anwendung der Schnittdekora­tion — der ehemaligen allgemeinen Übung gemäss — war nur ein Teil der verzierten Oberfläche mit Lederschnitt ausgestattet. Laut Laurin machte Schreier von etwa 70 Stempeln Gebrauch, diese wurden in verschiedenen Perioden von ihm geän­dert 16 . Laurins Meinung nach kann man Schreiers Buchbindertätigkeit in vier Pe­rioden einteilen, unter diesen war als spä­teste und ausgereiferte diejenige bezeich­net, die als Pressburger Periode bekannt wurde, d. h. die zweite Hälfte der 1480er Jahre, wohin Laurin 6 Bände eingeteilt hatte : 1. Graz, Universitätsbibliothek, Inc 8767 — (Buch aus 1484). 2. Wien, Nationalbibliothek, Cod. 2683, aus 1482. 3. Wien, Dom- und Diözesanmuseum, F 65, aus 1482. 4. Stuttgart, im Besitz von Ernst Kyriss (Buch aus 1481). 5. Der sog. Pressburger Kodex, aus 1488. 6. Ehemals (1937) im Besitz des Kunst­händlers Kraus, Pethe-sche Einband mit Darstellung des König David. Laurin stellte fest, dass Schreier in seiner Pressburger Periode vier Einbände in besonderer Art, der Miniaturen ähnlich verziert hatte (Nr. 3, 4, 5, 6.). Unter diesen betrachtet Laurin zwei (Nr. 5, 6.) als ver­lorengegangene oder schleichende, das Exemplar von E. Kyriss (Nr. 4.) wurde wegen seines schlechten Zustandes für un­reproduzierbar gehalten, letztenendes war nur das einzige Exemplar, der mit F 65 41

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