Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 6. (Budapest, 1979)
BENKER, Gertrud: Ein volkstümliches Besteck aus Tirol
GERTRUD BENKER (München) EIN VOLKSTÜMLICHES BESTECK AUS TIROL Die 1971/72. in Budapest veranstaltete Ausstellung hat gezeigt, welch hervorragende Sammlung von Essgeräten (ca. 2000 Objekte) aus dem 14—20. Jahrhundert das Museum besitzt. 1 Wenn auch die Kultur des Speisens Jahrhunderte hindurch gesamteuropäisches Gemeingut war, so trat doch in jeder Epoche ein Land oder eine Region mit ihrem Beitrag zum Tischgerät besonders hervor, so z. B. zu Beginn der Neuzeit Oberitalien und Burgund, im Barock Beutschland und Frankreich, im 19. Jahrhundert England. Ein Geflecht von Anregungen, Austausch und Nachahmung umfasste die Produktion des Bestecks. Aus allen Epochen und den verschiedensten Herstellungsgebieten besitzt das Museum repräsentative Stücke, die z. T. ungarischen Privatsammlungen, z. T. ausländischen Versteigerungen (Graf Lamberg'sche und Spitzer'sche Sammlung) entstammen. Hinwiederum liegt wertvolles Material einheimischer Produktion in ausländischen Sammlungen wie z. B. das Vorschneidemesser aus dem 15. Jahrhundert mit Wappen und Bildnis des Königs Matthias Corvinus von Ungarn (Deutsches Klingenmuseum Solingen). 2 Von besonderem Interesse für Bestecksammler und -forscher sind die Arbeiten der ungarischen ,,Habaner" oder „Anabaptisten", einer Gruppe von Glaubensflüchtlingen aus verschiedenen Gebieten Europas, die vom 16. bis 18... Jahrhundert als tüchtige Messerschmiede weit über die Landesgrenzen hinaus berühmt waren. Die von ihnen angefertigten Prunkbestecke sind in der Regel aus Bronze oder Silber geschmiedet, die Hefte mit Perlmutter, Elfenbein und Halbedelsteinen besetzt. 3 Bei der Frage nach Herkunft und Dasteck handelt es sich nicht um derart kostbares Material. Die Zinken und die Fassung der Griffe bestehen aus Eisen, die Beschalung der Griffe erfolgte in Bein. Die Beinblättchen sind bei den beiden zweizinkigen Gabeln mit je drei, beim Pfriem mit zwei Eisennieten an der Blattangel befestigt. Weder die Fassung noch die Nieten tragen irgendwelche Dekorationselemente; die runden Nieten sind jedoch den Ziermotiven des Griffbelags so geschickt eingefügt, dass sie nicht störend wirken, sondern die Figurationen teilweise sogar unterstützen, z. B. als Mitte van Blumensternen. Bei der Frage nach Herkunft und Datierung des Bestecks hilft die Kartei des Museums nicht viel weiter: „deutsch, 18/19. Jahrhundert, erworben vor dem 1.