Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 6. (Budapest, 1979)
GOMBOS, Károly: Kaukasische Webteppiche
zung wendete man Alaun, zur Fixierung des Farbstoffes den Harn der Büffel oder Aschenlauge an. Die Bereitstellung und die Ausfertigung, die Färbung und auch das Teppichweben war die Aufgabe ganz und gar der Frauen. Bei der Ausstattung der Sumach-Teppiche achteten die Frauen sorgfältig darauf, dass die Form des Teppichs ein regelmässiges Rechteck bilden soll, die proportionierte Länge und Breite den kaukasischen Traditionen entsprechend, d. h. die Seiten haben nicht schief, fältig oder hervorstehend sein dürfen. Die Breite der dichtgewebten Palas-Endungen bewegen sich zwischen 4—6 cm, die Länge der Quasten erreichen 10—12 cm. Das Mittelfeld (Spiegel) und der Rahmenstreifen (Bordüre) des Teppichs verfügen — der Traditionen nach — über eine Proportionalität 1 zu 4 oder 1 zu 6. Dann ist die Ornamentik des SumachTeppichs vollkommen, wenn ihre Zeichnung, das Dessin, lückenlos erkennbar ist, und zwischen Musterung und Kolorit eine gute Harmonie zusammenhängt. Die Musterung der Sumach-Teppiche ähnhelt recht den der übrigen kaukasischen Knüpfteppichen, obzwar bei den Sumach in der Phase des Webens diese sich weit ausdehnten und dadurch breiter wurden. Unter den geometrischen Mustern finden wir schräge Quadratflächen, Rechtecken, Dreiecken, Kreuze, Swastika, „laufender Hund"-Motive, Lammhörner und Vogelschnäbel kombiniert mit Quadraten (die Lammhörner wurden gegen Behexung angewendet), weiter Lebensbäume, achtblütige Blumen, Zopf- und Flechtmuster, Äpfel, Hunde, Schafe, Doppelhaken und Sterne. Manchmal breitet sich die Musterung in so üppiger Hülle aus, dass selbst der Hintergrund für Ornamentik dünkt. Das Weben der Sumach-Teppiche erwünscht eine andauernde, gespannte Aufmerksamkeit, da die Weberin die Zahl der zum Einschlingen nötigen Fäden ausrechnen und einhalten muss. Den feinen, beim Schlingen angewendeten Wollfäden verdanken wir, dass die Musterungen reliefartig aus dem Hintergrund des Teppichs sich hervorheben. Eine betonte Verzierung im Mittelfeld des Sumach sind die grossförmigen Medaillons, die in der Achse des Teppichs untereinander in regelmässiger Entfernung, doch in ungerader Zahl, Platz nehmen. In den Medaillons finden wir Blumenornamentik, vermutlich auch stilisiertes Zeichnen von Vögeln (Krallen). Das Zwischenfeld der Medaillons wird durch geometrische und pflanzenartige Verzierung vollkommen ausgefüllt. Die verwickelte Kompositionsweise der S-Musterung bildete die Meinung aus, als ob diese Teppichart über keine bestimmte, positive Komposition verfügte, doch wenn ja, ist diese während des Prozesses des Webens verlorengegangen. Diese Anschauung wird wegen des ausserordentlichen Reichtums der Ornamentik der Sumach und anderweitigen kaukasischen Webteppiche in Abrede gestellt. Eben diese Teppichsorten hatten in Wirklichkeit völligst den uralten kaukasischen Ornamentschatz bewahrt. Als Einwirkung der griechischen und persischen Kunst können wir die laufende Hund-Motive und die Rosette anerkennen, ein Merkmal der alten mesopotamischen Kultur ist der achtzackige Stern — in der antiken Welt war dieser ein Symbol des Schicksals —, die sich zusammenschlingenden Polygonen sind wahrscheinlich mittelasiatischer Herkunft. Die Swastika ist das Zeichen der Sonne aus dem Sonnenkreuz stammend, doch kann das ein Symbol der Fernen Osten (des strahlenden Buddha) sein. Kaukasisch sind die aus Tieren und Vögeln ausgestalteten Ornamente. Die Konstruktion der Muste167