Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 5. (Budapest, 1977)
KATONA, Imre: Ein Pokal aus Lemnos in der Esterházy-Sammlung
goldschmiedverfertigten Deckel steht unser Pokal allein". 132 Übrigens unterstützt die obige Meinung, dass wir, bezüglich des Verfertigungsortes dieses Gegenstandes den Nahen Osten auch nicht beseitigen dürfen. Das Gefäss wird Loschitzer Abstammung in der Fachliteratur apostrophiert. Obzwar Ende des Mittelalters an zahlreichen Stellen Steingut verfertigt wurde, doch als dessen klassische Heimat das Rheinland betrachtet werden soll: hier gestaltete sich seine Technologie, seine Herstellungsart, Das Gefässmaterial war irgendein Gemisch aus Ton, das dem Feuer gegenüber widerstandsfähiger war als das traditionelle Töpferlehm, deswegen konnten solche Gefässe ohne Gefahr der Deformierung bis zur Kompaktheit gebrannt werden. Es ist allgemein bekannt, dass die Glasuren metallischer Kompositionen bei hoher Verbrennungstemperatur verbrennen, darum wurde für das Überglänzen des Steingutes Salzglasur benützt, welche eine durchsichtige, regelmässige Schicht bildet, und in jedem Falle die schöne, graue oder dunkelbraune Farbe des Tones zur Geltung kommen lässt, Soweit unser Gegenstand dem traditionellen Steingut ähnlich sieht, ist er auch unterschiedlich. Das traditionelle Steingutmaterial ist ebenfalls bis zur Kompaktheit gebrannt, doch die Oberfläche unserer Keramik ist im Gegenteil unglasiert. Infolge der Überhitzung werden bestimmte Komponenten des Tones — ähnlich zu den aus siedendem Wasser aufsteigenden Bläschen — auf die äussere und innere Oberfläche des Gegenstandes geschleudert. Deswegen entstehen auf den Flächen winzige, unregelmässige Buckeln, zerplatzte Bläschen. Bei dem traditionellen Steingut, infolge der bedeckenden Glasur, kommt die Flüssigkeit nicht in unmittelbare Berührung mit dem Gefässkörper ; hier dagegen muss die Flüssigkeit eben mit dem Grundmaterial des Tones, mit dem Eisenoxyd in ständigem Kontakt, in ständiger Gegenwirkung stehen. Der Gegenstand kann auch nach der Form nicht lokalisiert werden, da solcher Gefässtyp im 15. Jahrhundert nicht nur in Loschitz, sondern auch anderswo in Europa und auch im Nahen Osten verfertigt wurde. Die gewissermasse Uniformisiertheit konnte dieser Typ dem verdanken, dass er vom Nahen Osten ganz bis nach England mit ein und demselben Ziel verfretigt wurde. Wir stellen also die Frage, woran es liegt, dass trotz ihrer rustischen Erscheinung diese Gefässe jahrhundertelang so hochgeschätzt waren, der Möglichkeit nach wurden diese in Silber und Gold eingefasst, und zugleich der wesentlich ästhetisch, schöner ausgebildete deutsche Steingut, sogar die grosse Erfindung der Renaissance, die Fayence, bekam keine dermässige vornehme Art der Präsentierung. Es kann natürlicherweise auch eine Erklärung dazu gefunden werden, da unser Pokal Geschenk eines vornehmen Herrn grossen Ranges — des Budaer Pascha — war, doch vielleicht nicht ganz dies ist der Grund der grossen Achtung dieses Stückes, sondern seine merkwürdige Eigenschaft. Unser Pokal wird in den Fraknóer Inventaren (1645 und 1725) als „Terra sigillata" benannt, also daraus wurde er verfertigt. Übrigens wurde die ausserordentlich schöne, mit gestempelten Verzierungen versehene, glänzende, rötlich-braune Keramik der römischen Kaiserzeit als Terra sigillata seitens der Archäologen bezeichnet. Soweit also bei der letzteren Keramik der Ausdruck die mit Stempel ausgebildete Verfertigung bezeichnet, nennt man dagegen im 17. Jahrhundert solche Keramik als Terra sigillata, deren Material 10