Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 5. (Budapest, 1977)
SZILÁGYI, András: Zwei Reliefs nach Kompositionen Michelangelos
dem Volk nicht benützen erlaubt, wodurch das Volk von der Ernte beraubt und in das Verderben gestösst wurde. Auf den meisten armenischen Teppichen, so auch auf unserem, ist auch die Schlangendarstellung zu finden. Laut Marr 30 war die Schlange einst der Genius des Guten, auf den Grabsteinen gemetzt behüteten diese die im Grabe ruhenden Toten. Dem Volksglauben nach, jedes Haus, jede Familie besass ihre eigene beschützende Schlange, deren Umbringen Unglück mit sich brachte. An der Wand des Klosters Tatev, gebaut im Jahre 895. wird je ein menschliches Gesicht von beiden Seiten von Schlangen umgeben. :!l Auf den armenischen Teppichen kommen, neben den Drachen und Schlangen, auch Vögel, Hirsche und löwenförmige Raubtiere vor. Die armenische Mythologie sagt, dass die Vögel die Symbole der siegreichen Sonne wären. Wir sehen auf den Reliefen der Aghtamar-Kirche vom 10. Jahrhundert Textilmuster mit Vögeln auf den Gewändern des Königs Gagik und seinem Gefolge. 3Der organische Zusammenhang der armenischen Buch- und Miniaturkunst mit den anderen Zweigen der Kunst, benötigt keine weiteren Beweise. S. Nersessian 33 und A. Swirin 3 ' 1 stellen solche, im 13. Jahrhundert verfertigte armenische Miniaturen vor. wo ein Männerporträt klaren Blickes von einer Arkade eingerahmt, zwei hingestreckte Panther und in der Mitte eine sich zusammenrollende Hirschkuh zu sehen ist. Die zwei oberen Winkel der viereckigen Ornamentik füllt je ein geflügelter kaukasischer Drachen aus, ihre Körper sind mit Schuppen gedeckt, ihre Schwänze zusammengeknüpft, im Hintergrund befindet sich eine teppichartige Musterung. Die auf armenischen Arbeiten so üblich dargestellten Plaue, Bäume in Blüten und Vöglcin fehlen nicht auf der Miniatur. Die bisher mitgeteilten Darlegungen stellen fest, dass sich die auf die uralten armenischen Muster gründende Tierdarstellungen schon vor der Mongoleninvasion anwesend waren. Auf den armenischen Miniaturen sind keinerlei mongolische oder chinesische Einflüsse feststellbar, sie sind auch nicht unmittelbar verwandt mit persischen oder irgendwelchen assiatischen Schulen, denn auf den armenischen Miniaturen kommen die bildlichen Offenbarungen der christlichen Weltanschauung zur Geltung. Auf einer armenischen Miniatur vom 13. Jahrhundert,die wahrscheinlich vom Toros Roslin aus Kilikien verfertigt wurde, hüten vor den roten persischen Drachen zwei graue und zwei blaue chinesische Himmelshunde das Bildnis Christi. Die Einstellung der Himmelshunde ist meisterhaft: sie stehen sich Aug' in Auge mit den drohenden Drachen. Auch diese Miniatur ist kein Beweis für das Eindringen oder die Verstärkerung des mongolischchinesischen Stils in der armenischen Kunst, es weist nur darauf hin, dass der kilikische Künstler die hütende Rolle der chinesischen Himmelshunde kannte; die persischen Drachen — laut der Auffassung der armenischen Kirche — waren die gefährlichsten Feinde der armenischen Unabhängigkeit und des christlichen Glaubens, und diese Drachen symbolisierten die persischen Assimilationsbestrebungen. Die Armenier hatten wahrscheinlich schon vor der mongolischen Invasion den chinesischen Drachen, Phönix, ,,Kilin" (Einhorn) und die Schildkröte kennenlernen können. 313 Die Mongolen besetzten im Jahre 1221 das kaukasische Armenien, in den neuen historischen Umständen hatten sich dem70