Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 5. (Budapest, 1977)
KATONA, Imre: Ein Pokal aus Lemnos in der Esterházy-Sammlung
IMRE KATONA EIN POKAL AUS LEMNOS IN DER ESTERHÁZY-SAMMLUNG Von den aus der fürstlichen Schatzkammer der Familie Esterházy in Fraknó (Forchtenstein, Burgenland) wurden über die Kunstwerke, die in das Museum für Kunstgewerbe kamen, einige Mitteilungen in unseren Jahrbüchern schon veröffentlicht, die sich meistens mit Goldschmiedewerken beschäftigt hatten. 1 Diesmal besprechen wir so einen Gegenstand, woran nur Fuss und Deckel aus Metall sind (vergoldetes Silber), der Körper dagegen aus Ton, rotbraun gebrannt, am Mund sich trichterartig erweiternd 2 (Abb. 2). Die Oberfläche ist von winzigen Narben, Buckeln bedeckt, welche sich von der Nähe betrachtet als zerplatzte Bläschen erweisen (Abb. 3). Der Gegenstand wurde — zwar er, infolge seiner Prunklosigkeit als Keramik, im Werte mit den anderen Silber- oder Goldschätzen unvergleichbar ist — mit ausserordentlicher Achtung behandelt. Im Laufe der Ausgrabungen der Budaer Burg (um 1950) kamen in Form und in Ausbildung genau solche keramische Stücke zum Vorschein (Abb. 1), wie die von Loschitz (Lostice) in Mähren, im Jahre 1874. Es ergab sich selbstverständlicherweise die Vermutung, dass der Pokal unseres Museums auch Loschitzer Erzeugnis sei. und dessen Fuss und Deckel das Werk eines Goldschmiedes aus Ungarn wäre. 13 Diese Gefässe sind, auf Grund der am Mundteil dicht nebeneinander stehenden kleinen Bügeln und der rustikaler zylindrischer Form nach, noch in der Zeit der Gotik, in der Mitte und in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts verfertigt worden. Diese Zeitperiode entspricht der Regierungszeit des Königs Matthias Corvinus. Angesehen dass das Budaer Fundmaterial aus dem ehemaligen königlichen Palast oder aus dessen Umgebung hervorkam, liegt es an der Hand, dass man einen Zusammenhang zwischen unserem Gegenstand und dem Budaer Fundmaterial vorausgesetzt hatte, sogar als ein Stück der ehemaligen königlichen Kunstsammlung des Matthias Corvinus. Anlässlich einer Ausstellung in Székesfehérvár (1963) wurde der Pokal als solches zur Schau gestellt. 4 Im Inventar des Esterházy-Schatzes vom Jahre 1725, aufgenommen in Fraknó, 5 steht folgendes bezüglich auf die Provenienz dieses Gegenstandes: Ein Becher, namens Terra sigillata, in Silber eingefasst, vergoldet, mit Deckel, den der Budaer „Vizir" als Gabe an Palatin Miklós Esterházy geschenkt hatte. Das Fraknóer Inven5