Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 5. (Budapest, 1977)

SZILÁGYI, András: Zwei Reliefs nach Kompositionen Michelangelos

ANDRÁS SZILÁGYI ZWEI RELIEFS NACH KOMPOSITIONEN MICHELANGELOS Aus einem Nachlass erwarb das Mu­seum für Kunstgewerbe im Jahre 1973 ein kleines Elfenbeinrelief 1 (Abb. 1). Das oben bogenförmig begrenzte Relief stellt die Kreuzabnahme dar. Die Aufmerksamkeit des Betrachters wird vor allem durch die Einstellung und Gruppierung zahlreicher Gestalten geweckt; durch diese erscheint das Werk innerhalb der manieristischen bzw. barocken Elfenbeinschnitzereien als aussergewönlich. Die Darstellung lässt sich als genaue Kopie einer Daniele da Volterra zugeschriebenen Komposition erkennen. Dies begründet unsern Versuch, die Ver­breitung der Komposition und ihrer For­mung innerhalb verschiedener Kunstgat­tungen vorzuführen. Die Berücksichtigung der späteren Varianten und eine sie ver­gleichende Untersuchung ermöglicht die genaue Datierung und die Feststellung der Provenienz unseres Stückes. Die erste Variante der im Verlauf des 16. Jahrhunderts weithin bekannt gewor­denen Komposition stammt von Michelan­gelo; die Mehrzahl der Forscher sieht in ihr eine eigene Arbeit des Meisters. Es ist die Rötelzeichnung im Teylermuseum in Haarlem, die zwischen 1536 und 1540 ent­stand- (Abb. 2.). Aus zeitgenössischen Quel­len sind uns auch die Umstände der Ent­stehung bekannt. Michelangelo schuf dieses Blatt für seinen Schüler, den in seiner Werkstatt arbeitenden Daniele da Volterra. Dieser, ein bedeutender Vertreter des ita­lienischen Manierismus, hat das Thema der Kreuzabnahme mehrfach dargestellt. Unter diesen Werken stehen — abgesehen von dem Fresko in Sta Trinità dei Monti in Rom — ein Wachs- und ein Stuckrelief im Besitz der Casa Buonarroti mit der Zeich­nung Michelangelos in engem Zusammen­hang'' (Abb. 4). In beiden Werken hat Vol­terra die Komposition zwar um zahlreiche Begleitpersonen vermehrt, sich aber in An­ordnung und Einstellung der Hauptgestal­ten auf das Blatt des Meisters gestützt. Auf diesem erkennt man manche cha­rakteristischen Züge der Spätwerke Mi­chelangelos. Deshalb halten wir bei un­serm Stück nicht nur die Themenwahl für bezeichnend, sondern vor allem auch die Tatsache, dass der Künstler hier keine mi­nutiöse Darstellung strebte. Besonders auf­fallend ist, dass ,,The bodies of the figures lose their physical substance, their silhou­ettes become simplified, sometimes almost rectilinear".' 1 Ein Häufiges Charakteristi­kum der Spätwerke Michelangelos — be­sonders der Zeichnungen — tritt hier auf: „The religious images appear lighted by 43

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