Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 5. (Budapest, 1977)

WEINER, Piroska: Deutsche Exlibris

Noch stärker war die Verbreitung der Exlibris allegorischer Inhalts am Anfang des 19. Jahrhunderts, zu Beginn im Zei­chen des Empires, später im Geschmack des Biedermeiers. In der Thematik der Ex­libris, neben der klassizistischen Darstel­lungen, erscheinen sehr bald die gefühls­und wehmutsvollen Züge der romantischen Literatur. Immer mehr treffen wir Grab­steine, Trauerweiden usw., mit träumen­den Gestalten und neben denen sehen wir immer häufiger die Symbole der Lieblings­kunst und des wissenschaftlichen Interesse des Eigentümers: Bücher, Musikinstrumen­te, die Attribute der Wissenschaften, die darauf hinweisen — selbstverständlicher­weise —, dass die Besteller grösstenteils Beteiligten der wissenschaftlichen und Kunstwelt waren. Wenn dieser ein Adeli­ger war, ist auch sein Wappen angegeben worden, doch schon nicht mehr als Haupt­thema, eher als dekoratives Element. Wir müssen diese Meister, die zwar nicht in der Exlibriskunst wohl bewandert waren, hervorheben, die — mit heutigen Worten gesagt — in der Gelegenheitsgra­phik tätig waren, mit deren Hilfe wir auf dem Gebiet der Graphikkunst in das 19. Jahrhundert eingeführt wurden, undzwar Julius Schnorr von Carolsfeld, Johann Gottfried Schadow, Adolf Menzel, durch deren Werke wir in das Leben des zeit­genössischen Menschen Einsicht gewannen. Den Klassizismus des Jahrhundertbeginns repräsentiert Anselm Feuerbach (Abb. 13), die Romantik aber wurde von Carl Spitz­weg und Moritz von Schwind vertreten (Abb. 11, 12); das hier vorgeführte Exlibris des ersterwähnten charakterisiert den Men­schen und seine Umwelt, die Wiedergabe der Epoche und deren Stimmung; der zweite brachte die Züge der heimatlichen Landschaft und des Volkes in seine Kunst ein. Im 19. Jahrhundert kamen auch neue Techniken hervor: Stahlstich, Lithogra­phie, und es wird immer häufiger das durch typographischem Wege hergestellte einfache, unverzierte und „nonfigurative", das sog. „sachliche" Exlibris, welches schon im 18. Jahrhundert aufgetreten ist. Derartig war auch das für Goethe verfer­tigte Exlibris. Es is bekannt, dass er sich selber mit Exlibris-Zeichnen beschäftigt hatte, seine Werke gehören zu den stim­mungsvollen, romantischen Typen. Im vierten Viertel des 19. Jahrhun­derts nimmt ein neuer Aufschwung in der Exlibriskunst seinen Anfang. Sowie in zahlreichen Zweigen der deutschen bilden­den Künste der Epoche, so gehört auch die führende Rolle dieser Kunstart zu München. In eine eigenartige künstlerische Richtung verwandelte sich die „Alt­deutsch'-Bewegung, die von der deutschen Renaissancekunst hervorgehende und vor­gerufene, mit neuem Inhalt zu erfüllen wünschende Tendenz, welche im Kunst­gewerbe in der Formgebung der Ge­brauchsgegenstände stark zur Geltung ge­kommen war. In den Exlibris dieser Epo­che tauchten nochmals die Wappen-Exlibris auf, es wiederholte sich die Mode der An­wendung der Renaissance-Figuren, der mittelalterlichen Ornamente, und die alle­gorischen Darstellungen wurden auch in ähnlichem Milieu präsentiert. Diese Kunst­richtung, die ganz Europa beeinflusste, be­deutete für den Werdegang der Exlibris­kunst eine gewisse quantitative Wirkung. Im Zeichen des Historismus waren Hans Thoma (Abb. 15), dann der Abteilungslei­ter der Reichsdruckerei: Paul Voigt tätig (Abb. 23). Ein seltsamer Künstler war in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts Franz von Stuck (Abb. 14), dessen Neigung zur antiken Welt in seinen Exlibris einen fei­nen, winkartigen Ausdruck gewinnt. Den, 159

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